New Orleans – Die Wiege des Jazz

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Reist man durch die Südstaaten der USA, fallen einem auf, dass sich immer wieder drei historisch relevante Themen in den Vordergrund drängen: der Sezessionskrieg zwischen Konföderierten und der Union, die Bürgerrechtsbewegung zur Überwindung des Rassismus und die Entstehung der verschiedenen Musikstile. Während die ersten beiden Themen keine einfachen sind, wenn man im Urlaub einmal abschalten will, so bietet eben der dritte Punkt enorme Entspannung an.

Ein wenig Frankreich

Landet man nicht direkt in New Orleans, sondern kommt mit dem Auto an, erdrücken einen zunächst einmal die Eindrücke. Auch wenn der Hurrikan Katrina nun schon fast acht Jahre zurückliegt, gibt es noch immer Abschnitte, in denen verwüstete, leerstehende Häuser zu sehen sind oder einfach nur noch der Grundriss des Hauses auf dem Boden zu sehen ist. Diese bedrückende Stimmung verlässt einen, wenn man in New Orleans ankommt, denn die Stadt sprudelt nur so über vor Leben, vor Musik, vor guter Laune und Lebensfreude. Als Tourist empfiehlt es sich, sich ein Hotel in oder Nähe des French Quarters zu nehmen, da man von dort alles zu Fuß erreichen kann und das Auto einfach stehen lassen kann (denn die Parkplatzsuche macht in dieser Stadt definitiv keinen Spaß).

Das French Quarter ist mit der Mittelpunkt der Stadt und grenzt direkt an den Mississippi. Hier kann man auf angelegten Wegen entlangflanieren. Es sitzen sowohl Einheimische als auch Musiker auf Bänken herum und geben dem Spaziergang eine angenehme Hintergrundmusik. Einen richtigen Mississippidampfer kann man auch bewundern und bei Interesse sogar eine Fahrt mit ihm genießen. Die Architektur hier ist – wie der Name schon vermuten lässt – noch aus der spanischen und französischen Kolonialzeit erhalten, was den Häusern eine sehr spannende Abwechslung gibt und zu zahlreichen Fotos verleitet. Nicht nur sind die Häuser wahnsinnig schön dekoriert, sie strahlen in den unterschiedlichsten Farben und erinnern nicht daran, dass hier vor einigen Jahren ein Hurrikane wütete. Man fühlt sich in eine ganz andere Zeit zurückversetzt und genießt dieses Ambiente sehr.

Sehenswürdigkeiten

Neben dem French Quarter, welches man unbedingt ausgiebig zu Fuß und mit einer Kamera erkunden sollte, sind der French Market und das hier angesiedelte Cafe du Monde Touristenmagnete. Auf dem Markt kann man jedes nur erdenkliche Souvenir erstehen und auch einen Einblick in die verschiedenen Küchen New Orleans erhalten. Im Cafe du Monde kann man die in New Orleans berühmten Beignets verspeisen, während man einer Band lauscht. Ja, Musik ist in dieser Stadt allgegenwärtig.

Ebenfalls ein interessanter Ort ist das „Vodoo Museum“, sollen doch noch immer 15 Prozent der Einwohner ebensolche Rituale praktizieren. Man bekommt eine gute Einführung in die Thematik und kann im dazugehörigen Geschäft auch gleich einen Schutzzauber und ähnliches erwerben. Wer keine Lust auf Hokuxpokus hat, sollte sich vielleicht einmal zu einem der Friedhöfe wagen. Sie beeindrucken besonders durch die vielen, außergewöhnlich gestalteten Mausoleen und erzählen Geschichten aus einer längst vergessenen Zeit. Wer Glück hat, wird hier noch Zeuge einer traditionellen Beisetzung, welche ebenfalls musikalisch mit Band begleitet wird.

Besonders lohnendwert ist ein Aufenthalt während der Karnevalszeit, welche hier Mardi Gras genannt wird. Es gibt mehrere Umzüge, wo kunstvoll gestaltete Wagen paradenhaft durch die Straßen ziehen und die allseits bekannten bunten Plastikketten, die Beads, geworfen werden. Anschließend kann man in fast jeden Teil der Stadt ausgelassen mit den Bewohnern feiern.

Kulinarische Genüsse & musikalische Abendgestaltung

Wenn man auf ausgefallenes Essen steht, wird man die Küche New Orleans lieben. Hier spiegeln sich so viele Einflüsse wider, dass man wirklich für jede Mahlzeit eine komplett andere Küche genießen kann. Besonders beliebt sind die Po’boys, welche üppig belegte Sandwiches darstellen, sowie alles mit Meeresfrüchten und -tieren, die direkt vor der Stadt gefangen werden. Aus der kreolischen Küche sind besonders Gumbo, eine sehr herzhafte Suppe, und Jambalaya, ein Eintopfgericht, zu empfehlen. Wer es nicht ganz so exotisch mag, wird hier auch den uns wohlbekannten Döner finden, allerdings läuft es unter „syrischer Küche“ und wird enorm exotisch gehandelt. New Orleans ist auch ein Himmel für Feinschmecker und wer das nötige Kleingeld hat, sollte sich durchaus einen Abend in einem der exquisiten Lokalitäten gönnen. Wer nicht ganz soviel Geld hat, aber trotzdem atmosphärisch essen mag, dem sei das „Napoleon“ empfohlen.

Während viele amerikanische Städte so gut wie kein Nachtleben haben, blüht New Orleans nachts erst richtig auf. Dann öffnen die vielen unterschiedlichen Musikclubs und auch wenn der Jazz dominiert, findet sich hier für jeden Geschmack etwas. Besonders lohnenswert sind die „Open Stage“-Nächte, die meist keinen Eintritt kosten und lokale, noch unbekanntere Musiker präsentieren. Hier trifft man dann auch kaum Touristen und kommt sehr schnell mit Einheimischen ins Gespräch – Musik verbindet eben!

Wer es touristisch mag, findet sich abends an der Beale Street ein, hier hat man ein kleing wenig „Las Vegas“-Atmosphäre, viele Clubs, viele günstige Restaurants und enorm viele Menschen. Wem dies zuviel Trubel ist, dem ist die Frenchmen Street ein wenig außerhalb zu empfehlen: hier reiht sich Musikclub an Musikclub, unterbrochen von einigen Restaurants und einem oft stattfindenden Künstlerflohmarkt – hier findet man dann auch mal einen Fotographen, den man schon im National Geographic bewundert hat und hält einen kurzen Plausch. Noch ein Geheimtipp und hoffentlich bleibt er es auch!

New Orleans ist eine Stadt, die einen sofort in Besitz nimmt und nur schwer wieder loslässt. Die Atmosphäre ist so lebendig, dass sie einem ein Lächeln aufs Gesicht zaubert und man versteht, was die Menschen dazu bewegt hat, nach der schrecklichen Katastrophe von 2005 nicht das Handtuch zu werfen und wegzuziehen. Sollte man aber doch einmal genug haben, kann man mit dem Auto schnell an den Strand gelangen, Mobile bietet sich als Tagesausflug an oder eine der Plantagen mit Antebellumhäusern rund um die Stadt. Wem es mehr nach Natur gelüstet, es gibt auch einige Anbieter von Sumpfabenteuern, die einen mit Booten zu sehr nahen Begegnungen mit Alligatoren bringen und den Herzschlag etwas erhöhen. Langeweile kommt in diesem Urlaub definitiv nicht auf!

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