Neu Delhi – Indien für Einsteiger

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Neu Delhi bietet sich (neben Goa) sehr für Indien-Neulinge an. Die Stadt ist in Teilen sehr touristisch, sehr westlich, in anderen „typisch“ indisch im hinduistischen und muslimischen Sinn. Man findet hier quasi alles und noch mehr, um einen erste Eindruck von Indien zu erhalten. Und wenn man nach ein paar Tagen „klimatisiert“ ist, liegt die Stadt super, um per Flugzeug/Bahn/Bus neue Städte und Regionen zu erkunden.

Die Anreise nach Delhi ist sehr unproblematisch. Man kann direkt fliegen oder aber einen der Flüge mit Zwischenstop nutzen, um sich noch eine andere Stadt anzusehen. Emirates fliegt zum Beispiel immer über Dubai und zwei bis drei Tage Dubai sind doch auch ein netter Zeitvertreib. Der Flughafen selbst liegt außerhalb, ist aber mit der Metro verbunden und so ist man hier in nichtmal zwanzig Minuten in der Innenstadt. Bequemer und schneller geht es nicht. Die indischen Straßen und auch ihre Verkehrsteilnehmer sind nämlich recht chaotisch und so kann eine Fahrt vom Flughafen auch schonmal über eine Stunde dauern. Genügend Busse, Prepaidtaxen (sehr zu empfehlen) und normale Taxen stehen auf jeden Fall vor dem Terminal und versuchen, sich gegenseitig zu überschreien. Also nicht erschrecken, der erste Eindruck wird laut und chaotisch – viele Menschen, die alle die Gunst des Reisenden erlangen wollen.

Ist man dann erstmal in der Innenstadt angekommen, empfiehlt sich ein Hotel im Stadtteil Paharganj. Dieses liegt in Laufweite zum Connaught Place und ist eigentlich nur eine sehr lange Straße, die voll günstiger Hotels und auf Touristen ausgelegte Restaurants und Geschäfte ist. Hier findet man alles, was man braucht und kann sich von den ersten Eindrücken erholen. Auch der Magen sollte die ersten Tage etwas geschont werden, da das indische Essen sehr viel intensiver gewürzt ist und es somit sehr ungewohnt ist. Das Essen in Paharganj bietet sich hier an, man achtet sehr auf eine geringe Gewürzdosierung.

Man kann Delhi in drei Tagen abhandeln oder auch Wochen in dieser Stadt verbringen und immer wieder etwas neues entdecken. Zunächst würde ich einen kurzen Spaziergang bis zum Connaught Place empfehlen. Hier haben sich viele Geschäfte aneinandergereiht und der große Kreisverkehr ist sehr lustig anzusehen. Von hier kann man sich eine Riksha schnappen oder durch die breiten Straßen Richtung India Gate und Parlament laufen. An alle Laufenden: in der Kasturba Gandhi Marg befindet sich das Goethe Institut, welches ebenfalls eine sehr gut Cafeteria hat. Am India Gate ist immer etwas los – viele Touristen, viele ballspielende Jugendliche und ausgelassene Jahrmarktsatmosphäre. Von hier sieht man das Parlament kaum, so stark ist der Smog in Delhi. Läuft man aber nur zehn Minuten in die richtige Richtung, steht man direkt vor dem beeindruckenden Gebäude.

Das „alte Delhi“ findet man in Old Delhi, wo man vom India Gate per Rikscha in zehn Minuten sein dürfte. Hier befindet sich das Red Fort, welches einen netten Anblick bietet, ein Besuch lohnt aber nur bedingt. Sehr viel sehenswerter ist die Jama Masjid, die Freitagsmoschee. Sie ist die größte Moschee in Indien und eine der größten weltweit. Wie jede Moschee kann man sie außerhalb der Gebetszeiten besuchen, man sollte aber daran denken, die richtige Kleidung parat zu haben. Die Moschee liegt direkt am Beginn des Basarviertels und dieses sollte man sich nicht entgehen lassen. Eng, laut, voller Menschen und voller Stände, an denen man alles nur Denkbare und Unbekannte erstehen kann. Bei allem wird gehandelt und besonders Gewürze sind hier einen Blick wert – frischer findet man sie nirgendwo! Je nach Verfassung will man hier nach zehn Minuten die Flucht ergreifen oder aber stundenlang durch die Stände wandern und viele Souvenirs erwerben. Da hier wenige Touristen kaufen, sondern primär Inder, sind die Preise auch sehr viel freundlicher.

Braucht man nun etwas Ruhe, kann man sich zu den Lodi Gärten fahren lassen. Diese grüne Oase beherbergt alte Grabstädten, die noch sehr gut erhalten sind. Jedoch sind diese frei zugänglich. Kinder spielen hier verstecken und alles ist sehr friedlich. Es bietet sich an, im nahe gelegenen Khan Market zuerst zu stoppen und einen Snack für ein Picknick einzukaufen. Im Khan Market gibt es wieder viele westliche Supermärke. Die ganzen hier lebenden Expats kaufen dort ein und wenn es wem nach Nutella gelüstet, hier wird er fündig. Besonders zu empfehlen ist auch der Full Circle Book Store. Eine wirklich exquisite Auswahl an Büchern von indischen Schriftstellern, über Indien, aber auch die weltweiten Bestseller findet man hier (und die Buchpreise sind ebenfalls indisch).

Weitere sehr schöne Oasen sind das Hauz Khas Village und Humayuns Tomb, welches an das Taj Mahal erinnert und jedem Reisenden zu empfehlen ist, der den Halbtagestrip nach Agra zum Taj Mahal nicht auf sich nehmen will. Shoppingoasen gibt es mittlerweile auch sehr viele, da immer mehr Shopping Malls aus der Erde sprießen. Hier findet man bekannte Marken und es lohnt sich durchaus einmal, Preise zu vergleichen. Auch im Technikbereich kann man einiges sparen. Besonders spannend ist es aber auch, einfach mal die indischen Teenager zu beachten, die hier ohne Eltern durch die Gegend streifen und sich bei Fastfoodrestaurants zu Dates verabreden. Ein kleiner Einblick in das immer westlich werdende Indien.

Sollte man sich ins Nachtleben stürzen wollen, wird man recht schnell etwas ernüchternd sein. Es gibt zwar ein paar Clubs, aber diese sind so dermaßen überteuert, dass der Eintrittspreis von keinem Inder bezahlt werden kann und man somit nur andere Touristen dort vorfindet. In einigen solcher Etablissements gibt es dann auch Inder/innen, die es nur auf eine auswärtige Heiratspartie abgesehen haben und das kann durchaus unangenehm werden. Lieber auf einem der Rooftoprestaurants zu Abend essen und danach noch die Aussicht bei einem Chai genießen.

Wer gerne über den Wolken speist, dem sei auch das Parikrama Revolving Restaurant empfohlen – hier befindet man sich in einem Turm, wobei sich der Restaurantbereich in einer Stunde um 360 Grad dreht und man somit die komplette Stadt bewundern kann. Eine andere, sehr indisch-koloniale Adresse, ist das United Coffee House direkt am Connaught Place. Bei der Tasse Kaffee (hier nicht zuviel erwarten) bekommt man ein Gefühl davon, wie es in Indien vor 1947 ausgesehen haben könnte.

New Delhi bietet so viel, man muss nur mit offenen Augen und Ohren durch die Stadt gehen. Viele kleine, unentdeckte Straßenstände bieten leckeren Chai und Snacks an (besonders lecker sind Samosa und Pakora). Man findet kleine Tempel oder sogar Vogelkrankenhäuser, die ohne Hinweisschild einfach auftauchen. Also am besten nur schauen, welches Gebiet man sich anschauen möchte, dann die Riksha oder Metro suchen und los geht es. Indien ist auf jeden Fall ein Kulturschock, egal wie gut Ihr Euch darauf vorbereitet. Doch stoßt es nicht weg, sondern lasst es Stück für Stück auf Euch wirken!

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