Andamanen – Unbekannte Paradise im indischen Ozean

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Der ein oder andere hat vielleicht schonmal von den Andamanen gehört, aber sie sind (zum Glück) noch lange nicht so bekannt wie etwa die Malediven oder die Seychellen. Optisch mithalten können sie aber definitiv! Es reihen sich endlos Traumstrände aneinander, die man nicht besser hätte zeichnen können.

Regionale Verortung

Um zunächst mal eine regionale Verortung abzugeben: die Andamanen gehören zu Indien. Es handelt sich hierbei um 204 Inseln in der Andamanensee im indischen Ozean, welche allerdings nicht alle touristisch erschlossen sind. Wobei dieser Ausdruck etwas hoch gegriffen ist, denn Tourismus ist hier noch Neuland. Ein sehr spannendes Neuland, um genau zu sein, denn die Inseln haben noch den Robinson Crusoe-Charme, sind nicht überlaufen und man hat Kontakt mit Menschen, die nicht dem Touristen etwas verkaufen wollen, sondern schlichtweg interessiert an einem sind. Einige der Inseln sind jedoch auch Sperrgebiet, es ist gesetzlich verboten, sie zu betreten. Dort leben nämlich noch indigene Gruppen, die sich der Moderne versperren und isoliert vom Rest der Welt leben wollen. Bis auf einige indische Forscher haben sie noch niemanden gastfreundlich empfangen und dies sollte man auch nicht ausprobieren, sondern respektieren.

Anreise per Flugzeug und/oder Fähre(n)

Die Anreise auf die Andamanen tritt man am besten per Flugzeug von (Ost-)Indien aus an. Sowohl von Chennai wie auch Kalkutta fliegen günstige indische Airlines mehrmals täglich in die Hauptstadt Port Blair. Wer es etwas abenteuerlicher mag und Zeit hat, kann diese Reise auch mit dem Schiff unternehmen, allerdings scheinen die Zustände auf diesen Fähren eher anstrengend zu sein. Der Anlaufpunkt – die Hauptstadt Port Blair (hier gibt es bei Ankunft direkt das kostenlose Visum) – ist leider auch kein Ort, an dem man länger verweilen mag. Die Hotels hier sind durchaus überteuert und schmutzig, es wimmelt nur so vor Ramschkaufhäusern und viele Sehenswürdigkeiten gibt es auch nicht (ein ehemaliges Gefängnis ist der touristische Höhepunkt). Man sollte also versuchen, einen frühen Flug zu bekommen und dann gleich mit dem Bus (einfach vor dem Flughafen an die einzige Straße stellen) zum Hafen fahren. Dort allerdings ist es dann typisch indisch, wenn es um ein Ticket geht. Erstmal muss man wieder diverse Papiere ausfüllen, dann in eine Schlange stellen und schließlich heißt es, es gibt für diesen Tag keine Tickets mehr. Dann nicht aufgeben, denn wie durch Zauberhand öffnet circa zehn Minuten vor Abfahrt der Fähre ein anderes Büro, wo es plötzlich doch noch Tickets gibt und man fliehen kann. Auf dem Rückweg sind die Flüge und Fähren aber leider so getimed, dass man eine Nacht in Port Blair verbringen muss (empfehlen kann ich hier leider wirklich nichts).

Havelock

Die Fähre nun bringt einen nach Havelock, eine der touristisch am erschlossensten Inseln. Von hier aus kann man zu noch einsameren Inseln aufbrechen, wenn man denn will oder auch Tagestouren zu kleinen, unbewohnten Landschaften unternehmen. Auf Havelock selbst gibt es viele wunderschöne Strände, die leider keine klangvollen Namen haben, sondern durchnummeriert sind. Der „Beach No 7“ (er hat einen Namen: Radhanagar Beach) wurde 2004 von dem Time-Magazin zum schönsten Strand Asiens ernannt und man findet hier die Idee eines perfekten Strandes in der Realität. An den Stränden sind nun fast überall kleine Resorts zu finden, die für jeden Reisenden die passende Unterkunft bieten. Man findet die einfachsten Hütten, die gerade einmal sechs Euro für zwei Personen am Tag kosten bis hin zu den Luxusresorts, wo einem jeder Wunsch von den Augen abgelesen wird. Auch kulinarisch kann man sich in jedem Budget austoben – die meisten Restaurants haben sich natürlich auf frische Köstlichkeiten aus dem Meer spezialisiert, aber man findet auch das Standardrepertoire wie Pancakes und Thali im Angebot. Da es auf Havelock nur zwei wirkliche Straßen gibt, läuft man einfach diese entlang, bis man etwas findet, was einem zum Übernachten und Essen zusagt (und ja, um den Preis feilschen lohnt sich immer, nie das erste Angebot akzeptieren).

Aktivitäten

Um die Inseln nun zu erkunden, kann man sich entweder per Fuß am Strand entlangbewegen, wo man oft lange Zeit keine weitere Menschenseele trifft, einen der beiden öffentlichen Busse nehmen, eine Rikscha anhalten oder auch ein Fahrrad leihen. Letzteres ist eine ganz tolle Methode, da man schnell vorwärts kommt und immer anhalten kann, wenn es einem beliebt. Da die Insel aber durchaus ihre Berge hat, ist es nicht ganz unanstrengend! Es bietet sich besonders an, mit dem Rad zum sogenannten „Elephant Beach Trail“ zu fahren. Diesen Strand kann man nur per Boot oder per Fuß quer durch den Dschungel erreichen. Man sollte diesen Pfad allerdings nicht gehen, wenn es vorher geregnet hat, da er dann im Schlamm versinkt und es wirklich etwas schwierig wird. Auf dem circa 30-minütigen Weg fühlt man sich dann wirklich wie bei „Lost“ – man läuft quer durch den tropischen Urwald, trifft keinen Menschen, dafür aber diverse Tiere, die einen neugierig mustern. Außer den Geräuschen der Natur hört man auch absolut nichts, was für alle Indienreisenden eine willkommene Erholung darstellen sollte. Denn im Gegenteil zum restlichen Indien ist es hier einfach nur ruhig und entspannend, man kann die Seele baumeln lassen. Der Elephantbeach ist nun neben seiner traumhaften Kulisse besonders für das Schnorcheln berühmt. Hier gibt es sehr viele Korallenriffe im seichten Wasser, die auch für Anfänger geeignet sind.

Unterwasserwelt

Apropros Schnorcheln – für seine Unterwasserwelt sind die Andamanen bisher bekannt (und werden es in Zukunft noch stärker sein) und bei Touristen beliebt. Besonders das Tauchen hier ist einzigartig, da man eine vollkommen unberührte Welt hat, die bisher nur gering erschlossen ist. Es gibt einige Tauchschulen auf Havelock, die neben Tauch- und Schnorcheltouren auch Kurse anbieten, eine Tauchlizenz recht günstig zu erwerben. Die Tauchgruppen sind verhältnismässig klein, das Equipment gut und Englisch sprechen die meisten Guides auch fließend. Auch außergewöhnliche Touren wie Nachttauchgänge und Höhlentauchen findet man hier im Angebot. Die Unterwasserwelt ist sehr bunt, die Fische sind sehr zahlreich und auch die schwarz-gelben Seeschlangen sind keine Seltenheit.

Palmen und Hängematte

Wer es etwas ruhiger mag, kann es sich an einem der vielen traumhaften Strände bequem machen. Man hat die Wahl zwischen dem vollkommen einsamen Strand oder eben etwas lebhafteren Orten, wo es auch kleine Restaurants gibt, die Erfrischungen anbieten. Die meisten Touristen haben ihre eigene Hängematte unter dem Arm, welche sie dann direkt am Meer an zwei Palmen befestigen und sich darin im seichten Wind herumschwenken lassen. Dank der Palmen kann man sich auch schnell selbst – mit genug Talent – eine frische Kokosnuss besorgen und nichts schmeckt besser wie das Fruchtfleisch einer selbstgepflückten Nuss. Notfalls kann man sich aber auch an einem der zahlreichen Stände für wenig Geld eine Erfrischung kaufen – neben Kokosnuss gibt es besonders viel Papayas und kleine, süße Bananen.

Mangroven, Vogelbeobachtung, Angeln

Eher wasserscheue Menschen können sich auch mit einem Boot durch die Mangroven fahren lassen, wo man durchaus Krokodile zu Gesicht bekommen kann oder sich der Vogelbeobachtung widmen, für deren Artenvielfalt die Andamanen berühmt sind. Ebenfalls populär sind Angeltouren, wo der erfolgreiche Fischer dann abends seine Beute in einem der Restaurants nach seinem Wunsch zubereiten lassen kann. Es gibt auch die Möglichkeit, sich mit einer ayurvedischen Aromaölmassage einmal richtig von Kopf bis Fuß verwöhnen zu lassen. Wem diese einsame Insel noch immer nicht einsam genug ist, kann auch noch einmal sechs Stunden auf der Fähre verbringen und nach Neil Island fahren. Hier gibt es dann definitiv nur noch die Natur und ganz wenige Touristen (zwei bis drei Unterkünfte sind auf der Insel und die Versorgung sollte selbst organisiert werden).

Isolation von der Außenwelt

Man fühlt sich auf Havelock und auch noch in Port Blair sehr isoliert vom Rest der Welt. Internet ist zwar in einiges Cafes zu finden, doch ist es sehr instabil, langsam und dafür auch noch richtig teuer.  (Inter-)Nationale Tageszeitungen sind auch nicht zu bekommen, es gibt lediglich zwei Inselzeitungen, die aber nur über die inselinternen Geschehnisse berichten. Das Handynetz ist auch eher seltener zu finden und somit sind diese Inseln eigentlich der ideale Ausspannungsort, da man gar nicht anders kann. Wenn die Außenwelt einen nicht erreicht, kann man nichts dagegen tun, sondern sich einfach am Strand mit einem kühlen Getränk entspannen oder beim Schnorcheln alles um sich herum vergessen. Ein Trip auf die Andamanen ist allen zu empfehlen, die noch ein unberührtes Paradies erleben wollen, bevor auch dieser Ort touristisch richtig erschlossen ist.

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6 Kommentare

  1. Sehr guter Artikel
    vielleicht könnten Sie mir eine günstige Tauchschule Ziel sollte 12 oder 18 m sein empfehlen.
    Bedingung wäre das der Tauchlehrer gut deutsch spricht (ganz wichtig)da keiner von uns bisher englisch spricht.
    vielen Dank
    Rainer Pöschk

  2. Die abgebildeten Fotos sind aber nicht von den Andamanen. Das ist der Phr nang Beach in der Region von Krabi in Thailand.

  3. im jänner 2014 werde ich von myanmar nach kalkutta fahren und badeurlaub machen auf havelock. du hast mir gusto gemacht. wollte schon dieses jahr auf di andamanen, war nämlich 4 monate in indien. gruß margit
    vielleicht kannst du mir noch näheres über die einreise schreiben.

  4. Wir greifen deine Empfehlung auf und setzen die Andamanen auf unsere Wunschliste.
    „Schau mer mal“, wann wir den Wunsch realisieren können. 2013 könnte es knapp werden.
    Aber, wie sagt schon ein altes Sprichwort: „Kommt Zeit , kommt man auf die Andamenen“.
    …..oder so ähnlich.

    • Dann plant auf jeden Fall noch ein paar Tage Kolkata ein – nach Delhi und Varanasi (die haben einfach den „da habe ich gewohnt“-Bonus) meine drittliebste indische Stadt 🙂