The place to be: Unterwegs in London

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Von wegen britische Zurückhaltung: Die Königin aller europäischen Metropolen erfindet sich jeden Tag neu. Nicht nur für Touristen, auch für Geschäftsreisende ist die Hauptstadt der weltweit sechstgrößten Volkswirtschaft noch immer „the place to be“. 2015 locken zudem so viele hochkarätige Messen und Events wie nie.

Buckingham Palace, Big Ben, Westminster Abbey: So gut wie jeder London-Besucher ist schon einmal durch die Straßen des altehrwürdigen Westminster-Viertels geschlendert. Beinahe 2.000 Jahre britische Geschichte wurden hier geschrieben. Wer jedoch glaubt, Good Ol’ London sei schon leicht angestaubt, der hat sich gewaltig getäuscht – in puncto Stadtentwicklung übt sich die Themse-Metropole nicht gerade in britischer Zurückhaltung: Wer nur ein einziges Jahr seit dem letzten Besuch hat verstreichen lassen, stößt wahrscheinlich auf ein Dutzend Straßenzüge, die es bislang so noch nicht gegeben hat.

Natürlich gilt das nicht für die City of Westminster. Das neue London entsteht an den Ufern der Themse und in Vierteln wie Shoreditch, Hoxton und Belgravia. „London ist ständig in Bewegung“, betont Barbara Jamison, Head of Business Development Europe bei London & Partners, der Marketing-Agentur der Stadt. Das freut nicht nur die 12,3 Millionen Touristen, die London jedes Jahr besuchen, sondern auch die Geschäftsreisebranche: Die Zahl der Geschäftsreisenden steigt seit Jahren – von 2,5 Millionen im Jahr 2009 auf 3,2 Millionen im Jahr 2013.

Das ist Rekord. Deutsche belegen mit 289.000 Business Travellern Rang zwei hinter US-Amerikanern. Für 2014 sind die Zahlen noch nicht ermittelt. Doch alles andere als ein erneutes Wachstum wäre ein Wunder. Im Bereich Meetings und Events belegt die Metropole einen Spitzenplatz. Der American Express Global Meetings Forecast listet London für 2015 vor anderen europäischen Hauptstädten wie Paris, Amster­dam und Berlin an erster Stelle.

Ansteckendes Stadt-Chaos im Boomviertel Shoreditch

London erfindet sich immer wieder neu. Eines jener Viertel, das gerade einen Boom erlebt, ist Shoreditch in Londons East End. Hier lagen früher zwielichtige Bars, Jugendliche besprühten die Wände mit Graffitis. Heute ist Shoreditch einer der angesagtesten Stadtteile.

Im ansteckenden urbanen Chaos der Brick Lane mit ihren indischen Restaurants und Ein-Pfund-Shops ist das kreative London zu Hause: Schrille Boutiquen, Galerien und Theater sprießen wie Pilze aus dem Boden. Erst kürzlich entdeckten Archäologen in der Nähe die Grundmauern eines Theaters, in dem Shakespeares erste Stücke aufgeführt wurden. Hier ist auch der Brick Lane Market zu Hause, ein Trödelmarkt, auf dem fast alles angeboten wird – vom zotteligen Plüschpelz bis zum 100 Jahre alten Grammophon.

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Dem nicht genug: Derzeit entstehen hier jede Menge neue Hotels, und zu den wichtigsten Business-Plätzen der Stadt wie der Canary Wharf an der Themse ist es nicht weit. Eine der hippsten Adressen ist das Ace Hotel in der Shoreditch High Street, ein Luxus-Boutiquehotel mit stylischer Inneneinrichtung, kostenlosem WLAN und bestens ausgestatteter Minibar auf jedem Zimmer.

Business Traveller schätzen das kaum mehr als einen Steinwurf entfernte Andaz Liverpool Street vor allem wegen seiner verkehrsgünstigen Lage und den gleichermaßen geräumigen wie eleganten Zimmern. Neben zahlreichen weiteren Openings im East End ist in diesem Jahr die Eröffnung des 4-Sterne Art‘otel London Hoxton geplant, ein Hotelgigant mit 350 Zimmern.

Hotspots für Lunch und Dinner liegen im East End

Auch um schicke Restaurants sind Shoreditch und die benachbarten Viertel Hoxton, Hackney und Dalston keineswegs verlegen. Die Idee von Mark Hix beispielsweise ist so einfach wie sein Restaurant angesagt: Im „The Tramshed“ kommen ausschließlich ganze Hühnchen und goldbraun gebratene Rindersteaks auf den Tisch, mit nichts gewürzt als Butter und Himalaja-Salz. Einer der besten Spots für Frühstück, Lunch oder für den „Five O’Clock Tea“ ist der Dishoom Shoreditch.

Zu den Geheimtipps für ein außergewöhnliches Lunch zählt das Andina London. In Shoreditchs Redchurch Street serviert Koch Martín Morales in trendigem Ambiente ungewöhnliche peruanische Gerichte der Extraklasse – von Ceviche, kleingeschnittenem, rohem Fisch, bis hin zum vegetarischen Quinoa-Burger. Alle Speisen sind nicht nur lecker, sondern auch leicht und bekömmlich.

Was für Londons Gastronomie gilt, das gilt für die Wirtschaftsmetropole London schon längst. „Die Stadt war schon immer der Kristallisationspunkt innovativen Denkens“, sagt Barbara Jamison von Londons Marketing-Agentur. Mit 500 internationalen Banken ist London nämlich nicht nur der größte Finanzplatz der Welt.

Mit Stolz verweist man hier auch auf die East London Tech City nahe dem Queen Elizabeth Olympic Park: Hierhin hat es die größte Zahl von Technologie-Unternehmen in ganz Europa gezogen. Als Technologie-Zentrum ist London europaweit mittlerweile unangefochten. Nicht umsonst feierte im Juni 2014 hier die erste Technology Week mit 40.000 Besuchern ihre Premiere.

2015 wird Londons bestes Messe-Jahr aller Zeiten

In diesem Jahr will die Stadt ihre Rolle als Top-Messe-Destination erneut unter Beweis stellen. Laut Jamison wird 2015 „Londons bestes Messe-Jahr aller Zeiten, mit mehr von der International Congress and Convention Association (ICCA) klassifizierten Events als jemals zuvor“. Zum Beispiel mit der Advertising Week Europe, dem weltgrößten Kongress für Entscheider in Marketing und Kommunikation vom 23. bis 27. März mit geschätzten 23.550 Besuchern. Oder mit der zweiten London Technology Week vom 15. bis 21. Juni. Bereits im Januar fand das Mobile Games Forum in London statt.

Obwohl Spiele auf dem Handy weltweit noch auf den großen Durchbruch warten, hat sich dieser Bereich schnell zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor entwickelt. Mit mehr als 700 Millionen Euro trägt die Spiele-Industrie jedes Jahr einen erheblichen Teil zur britischen Wirtschaft bei. Einer jener angesagten Orte, die geschäftlich Reisende gern besuchen, wenn sie nach London kommen, ist Belgravia. Das Viertel südwestlich des Buckingham Palace, das zu den wohlhabendsten Wohngegenden Londons zählt, hat sich zum eleganten Ausgeh-Spot gemausert.

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Schon vor geraumer Zeit siedelten sich hier Botschaften und andere wichtige Institutionen an. Die schicke Charlotte Street ist nicht nur eine der exklusivsten Shopping-Meilen der Stadt. Sie ist auch Lichtjahre entfernt von der Hektik der Oxford Street. Zum Kaufhaus Harrods ist es von dort ebenfalls nicht weit. In Belgravia liegt übrigens auch Berners Tavern, eines der besten Restaurants der Stadt, das erst im November den European Hotel Design Awards für sein stylisches Interieur gewonnen hat. In stilvollem Ambiente serviert Sternekoch Jason Atherton diverse Köstlichkeiten – vom Kürbis-Risotto bis zum Lobster.

Allerdings, auch das muss gesagt werden, ist London als Destination nicht gerade billig! Die Preise haben sich zusammen mit der Stadt mitentwickelt. Wer seinen Geschäftspartner einladen will, der ist für eine gute Mahlzeit und ein Glas Wein schnell 50 Euro pro Person los. Ein anständiges Hotelzimmer für unter 150 Euro zu bekommen, ist gerade zu Messezeiten ein kleines Kunststück. Während in vielen europäischen Städten die durchschnittlichen Zimmerpreise im vergangenen Jahr stabil blieben, stiegen sie in London an. Das zeigt die jährliche Auswertung aller Hotelbuchungen bei HRS. Demnach löste London Zürich als Spitzenreiter mit einem Mittelwert von 165 Euro pro Nacht ab. Tendenz wegen des schwächelnden Euro steigend.

Ein Superlativ jagt an der Themse den nächsten

Dafür ist das Angebot an Hotels, Restaurants und hippen Event-Locations in der Themse-Metropole so groß wie nirgendwo anders. Und ein Superlativ jagt den nächsten. Seit Februar 2013 thront Londons neues Wahrzeichen The Shard, die „Scherbe“, über allem und lässt selbst die mächtige St. Paul’s Cathedral und Sir Norman Fosters gläserne Gurke, den Swiss-Re- Tower, wie Zwerge aussehen. Mit 310 Metern ist der von Renzo Piano entworfene Hochhausgigant in Form einer riesigen Pyramide das höchste Gebäude in ganz Europa.

Im Mai 2014 eröffnete dort das Shangri-La Hotel, At The Shard mit 202 individuell designten Zimmern. Das teuerste von ihnen ist zugleich das wohl außergewöhnlichste in ganz London: Die Shangri-La Suite bietet einen 360-Grad-Panorama-Blick über die gesamte Stadt. The Shard verfügt auch über zahlreiche erstklassige Event-Locations mit atemberaubender Aussicht.

Außergewöhnliche Locations mit Weitblick bieten darüber hinaus auch das Duck & Waffle im Heron Tower, Jason Atherton’s City Social im Tower 42 und die SkyLounge, eine gläserne Cocktailbar im obersten Stockwerk des DoubleTree Hilton nahe dem Tower of London. Die spektakulärste Neueröffnung in diesem Jahr ist der Sky Garden. In Rafael Viñolys Wolkenkratzer 20 Fenchurch Street verschmelzen großartige Blicke mit einem mystischen Waldgarten über der historischen Altstadt Londons. Der dreistöckige Sky Garden verfügt über zwei Restaurants, drei Event-Locations und einen privaten Dining Room für bis zu 450 Gäste. Und das alles 37 Stockwerke über den Dächern der Themse-Metropole.

Originalautor: Fabian von Poser

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