Auf einen Blick: Boardinghouses, Serviced Apartments & Co.

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Boardinghouses, Serviced Apartments, Apart- oder All-Suite-Hotels: Eine einheitliche Bezeichnung für Longstay-Konzepte ist zwar noch nicht gefunden, dank des massiv wachsenden Angebots setzen jedoch vor allem Corporates zunehmend auf die ebenso großzügige wie preiswürdige Hotel-Alternative. Das neue Siegel „Certified Serviced Apartments“ soll diesen Trend noch befördern.

Mit Service hatte das klassische Boardingkonzept in Deutschland nichts am Hut: Der Gast buchte sein Apartment für mindestens einen Monat, zahlte im Voraus, begnügte sich mit Küche, Waschmaschine und Briefkasten und reiste am Ende seines Projektes friedlich wieder ab. Die Rezeption war nur stundenweise besetzt, ein gastronomisches Angebot nicht gefragt, und selbst die Putzhilfe kam nur einmal pro Woche zur Zimmerreinigung.

Das Beste aus zwei Welten

Vorbei! Der Mehrwert moderner Boardinghouses gegenüber der klassischen Hotellerie besteht längst nicht mehr nur aus günstigen Raten für Langzeitgäste – je länger der Aufenthalt, desto günstiger. Im Jahr 2014 offeriert das Gros seiner Klientel nur mehr das Beste aus zwei Welten: die Vorteile des „Wohnens wie Zuhause“ gepaart mit dem Serviceangebot eines Hotels. Dazu beigetragen haben nicht nur die stagnierenden Gästezahlen nach dem 11. September 2001, in deren Folge die ersten Betreiber klassischer Boardinghouses begonnen hatten, die englische Bezeichnung „Serviced Apartments“ als Auftrag zu begreifen und ihre vormals so strengen Prinzipien vor allem in puncto Mindestaufenthaltsdauer zu lockern. Parallel dazu witterten internationale Hotelketten wie Accor, Hyatt, Interconti und Longstay-Pionier Marriott das Marktpotenzial und investierten massiv in die Entwicklung und Expansion des neuen Mischkonzepts.

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Während die Rechnung in Asien, im Nahen Osten und den USA jedoch locker aufgeht, scheint der große Durchbruch in Deutschland noch immer in einiger Ferne. Denn obgleich die vielfältigen „Wohnen auf Zeit“-Angebote längst auch über OBE wie HRS buchbar sind und neben renommierten Einzelanbietern (Clipper, Madison, Mandala) auch Ketten wie Derag (The Living Hotels), Visionapartments, Accor (Adagio), Ascot (Citadine), Adina und Marriott (Residence Inn) flächendeckend zum Wohnen laden, rangiert das Apartment-Angebot in Deutschland noch immer in der Nische. Eine Nische „mit absoluten Wachstumschancen“ jedoch, wie nicht nur Annett Gregorius, Chefin des Beratungsunternehmens Boardinghouse Consulting, glaubt. „Das Potenzial ist bei Weitem noch nicht ausgeschöpft“, konstatiert auch Max Schlereth, Vorstand der hierzulande marktführenden Derag-Hotels.

Dahinter stehen nicht etwa Wunschdenken oder extreme Schnäppchenpreise in den Serviced Apartments zwischen München, Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg und Berlin. Für Gäste, die statt mehrerer Wochen oder Monate nur wenige Tage bleiben – und deren Anteil liegt laut Boardinghouse Consulting bei 45 Prozent –, ist der Preisvorteil ein „relativer“ (Schlereth). In Deutschland, so Berechnungen von Gregorius, liegt die Durchschnittsrate zwischen 65 und 79 Euro pro Nacht im Apartment.

Platz als entscheidendes Plus

Das tatsächliche Erfolgsgeheimnis des Konzepts ist ein anderes: „Platz ist das ganz große Plus“, wirbt Derag-Chef Schlereth: räumliche Großzügigkeit statt der standardisierten 15 Quadratmeter eines Hotelzimmers, in dem schon der aufgeklappte Koffer zur unüberwindlichen Hürde zwischen Bett und Bad wird. Konzerne wie Siemens und SAP wissen bereits lange, dass sie mit der gezielten Steuerung auf Serviced Apartments zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können: Kostenoptimierung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Bedürfnisse ihrer Business Traveller. Angesichts des weiter anhaltenden Kostendrucks einerseits und steigenden Ansprüchen von Seiten der Generation Y andererseits könnte dieses Plus nun auch Unternehmen mit weit weniger Mitarbeitern zur Neuorientierung bewegen.

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VDR setzt auf „Certified Serviced Apartments“

Allein: Zum erhofften Durchbruch in Deutschland fehlt noch immer die Bekanntheit – und eine alle Angebotsformate einende Bezeichnung. Um zumindest ersteres zu ändern, hat der VDR eigens das Siegel „Certified Serviced Apartments“ entwickelt, das BTME-Certified-Geschäftsführer Till Runte in Zusammenarbeit mit Branchen-Schwergewichten wie Holger Leisewitz (Beiersdorf), Markus Nowara (Siemens AG), Ralf Kreische (Dt. Post) und Inge Pirner (Datev) an geprüfte Anbieter vergibt. Als Basis für die Zertifizierung dient ein Kriterien-Katalog, den einst die Boardinghouse Consulting zusammen mit dem TÜV Rheinland entwickelt hatte und der nach einer VDR-Umfrage unter Buchenden und Nutzenden um Anforderungen explizit für Geschäftsreisende ergänzt wurde.

Deutschlands Longstay-Anbieter haben auf diese Chance nur gewartet. Zwar präsentieren sie sich seit dem vergangenen Jahr erstmals auch gemeinschaftlich: mit dem im Oktober 2013 erstmals verliehenen So!Apart-Award für herausragende Apartmentkonzepte. Das VDR-Siegel dürfte der Branche bei ihrer Klientel jedoch die weitaus größere Aufmerksamkeit verschaffen. Von dem nun von Amadeus bekundeten Interesse an einer Integration ins eigene Buchungsportal ganz zu schweigen. Kein Wunder also, dass sich schon kurz nach dem Launch des neuen Siegels in diesem Frühjahr mehrere Dutzend Bewerbungen namhafter Anbieter stapelten.

Vorteile gegenüber Hotels

→ größeres Zimmer mit getrenntem Schlaf- und Wohnbereich
→ integrierte Küche/Kitchenette mit großem Kühlschrank zur Selbstversorgung
→ Waschmaschine/Trockner im Haus
→ eigener Briefkasten
→ Preisniveau durchschnittlich 20 bis 30 Prozent günstiger als Hotelaufenthalt

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