Eine Reise in die Vergangenheit im Waterhouse Hotel Shanghai

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Auf der Suche nach besonderen Orten ging die Reise diesmal nach Shanghai. Schon oft hat mich Asien mit erlesenen Momenten, Residenzjuwelen und neuen Eindrücken überrascht. Und auch diesmal wurden alle Erwartungen übertroffen – Reisen heißt doppelt leben.

Vom Shanghai International Airport ging es mit dem Magnetschwebebahn-Express in die Stadt und das mit 455 km/h. Wow! Mein Hotel war das Waterhouse Hotel, unweit der kolonialen Prachtpromenade Bund. Wären nicht die Panoramafenster zur Flussseite, würde man von außen kaum ein Designhotel vermuten.

Shanghai

Ganz früher, in den 20er Jahren, waren hier die Warenlager des Gangsterkönigs „Big Ears Du“, einem der mächtigsten Opium-Mogule der Stadt. Gut möglich, dass er das Haus als Drogenlager nutzte. Im Jahr 1937 fiel die japanische Armee in die Stadt ein. Wer sich wehrte, wurde in Geheimgefängnisse gesteckt oder auf offener Straße ermordet. Big Ears Du, der den Kampf gegen die Japaner offen unterstützt hatte, floh aus der Stadt.

In das Lagerhaus am heutigen Ort des Waterhouse Hotels zog die Japanische Armee ein. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges diente es den Japanern als Militärbasis. Die Architektin Rosanna Hu, die mit ihrem Büropartner Lyndon Neri den Auftrag erhielt, ein Hotelkonzept für das Grundstück zu entwickeln, entwarf ein kleines einzigartiges Hotel mit dem Anspruch, die Architektur der lokalen Umgebung anzupassen.

Waterhouse Hotel

Hu und Neri überzeugten den Hotelbetreiber, die Singapore Cameron Holdings, das alte verfallene Gebäude nicht abzureißen. Wo sich heute die mit historischen, eleganten Möbeln bestückte Lobby befindet, war früher ein gewöhnlicher Heizraum. Das Hotel ist eher unscheinbar, aber mehr als interessant. In einem kleinen Labyrinth liegen auf drei Etagen 19 Luxuszimmer verstreut.

Überall finden sich stilistische Querverweise mit Zitaten der chinesischen Geschichte wieder. Es gibt Besonderheiten wie die Kirchenbank von den Philippinen und die Exponate der Ming Dynastie. Jedes Detail im Hotel Waterhouse ist irgendwie besonders. Neben der Eingangstür unseres Zimmers befand sich eine riesige Beton-Badewanne. Ein paar Schritte weiter befindet sich ein dazu passender, loftartig großer Raum, der wie ein Arbeitsplatz eingerichtet ist.

Vom schönen Schlafzimmer aus betrat man Balkon Nummer eins, der klein und hoch ummauert ist. Von unserem Balkon Nummer zwei schaute man hinab in das Restaurant „Table No. 1“ im Erdgeschoss. Statt Wänden hat das Restaurant zwei Glasfronten. Über dem Restaurant liegen weitere Gästezimmer. Die Architekten zeigen die Grenzen zwischen öffentlichem und privatem Raum im traditionellen Shanghai.

shanghai

Alles ist recht klein und wohl auch der Grund, warum die Bewohner der Stadt die meiste Zeit auf der Straße verbringen. Die Enge gehört auch heute noch zum Lebensgefühl in Shanghai, obwohl sich vor uns das riesige neue Shanghai mit Skyline und Hochhäusern erstreckt. In den Zwanzigern gehörte die Gegend Big Ears Du. Einige seiner einstigen Lagerhäuser im Viertel sind inzwischen renoviert und heißen nun The Cool Docks.

Gefangen von der  asiatischen Andersartigkeit und Schönheit überraschte uns das Hotel mit perfektem Service und Charme. Am Morgen erwartete uns ein großartiges Frühstücksbuffet mit vielen asiatischen Leckereien und perfektem Ambiente. Eine besondere Erfahrung. Wir kommen wieder, goodbye Shanghai.

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