Der Inbegriff von Luxus – Das Four Seasons Hotel Hangzhou

1853

Der Bedarf an englischsprachigem Personal stellt internationale Luxushotelketten in China derzeit vor eine große Herausforderung. Dennoch setzen sich manche Hotelmanager allen Anschein nach mit diesem Thema nicht allzu intensiv auseinander, wenngleich aus nachvollziehbaren Gründen.

In vielen Hotels stellen Chinesen den größten Gästeanteil dar, es gibt weniger qualifizierte Bewerber als benötigt werden und die allgemein hohe Fluktuation des Personals stellt ein gewisses Risiko für Investitionen in Arbeitskräfte dar. Dennoch: Langfristig riskieren diese Hotels, das hochwertige Image von internationalen Marken zu beschädigen.

Frisches Personal

Nicht so im Four Seasons Hotel in Hangzhou, dessen Hoteldirektor Rudolf van Dijk erleichtert zu sein scheint als wir seiner Belegschaft Komplimente machen. „Wir sind bei unseren Personalentscheidungen sehr selektiv. Als wir vor mehr als zwei Jahren das Personal rekrutierten, haben wir nur einen von zehn Bewerbern genommen.“ Nach welchen speziellen Qualifikationen der Niederländer damals suchte? „Ich bevorzuge ‚frische‘ Leute, ohne jegliche Erfahrung in der Hotellerie. Wir schulen unser Personal selbst, und wir suchen eher nach bestimmten Charakteren, die zu uns passen.“

Lake-Suite

Herausragende Lage

Neben dem Personal ist bei diesem Hotel außerdem die Lage am geschichtsträchtigen Westsee einzigartig, der von der Unesco als Weltkulturerbe gelistet wird. Er kann direkt vom Hotel aus zu Fuß oder mit Leihrädern umrundet werden. Das Four Seasons ist ein Freizeitresort, in dem nichts von den in China ansonsten allzu häufigen Businesshotel-Türmen zu sehen ist. Das ist nicht zuletzt auf die in baulicher Hinsicht horizontale Ausrichtung der Hotelanlage zurückzuführen, die sich über eine Gartenanlage erstreckt.

West-Lake

Diskretion wird groß geschrieben

Im Gegensatz zu den meisten Fünf-Sterne-Häusern im Westen sieht das Hotel keine Notwendigkeit im Namedropping prominenter Gäste. Diskretion wird groß geschrieben, was von der entsprechenden Klientel offensichtlich geschätzt wird, sonst wären die praktisch unbezahlbaren Villas auf dem Areal nicht derart gut gebucht. Neben dieser Over-the-top-Option stehen 78 Gästezimmer zur Verfügung. Fünf von ihnen sind als Suiten klassifiziert. Mein Zimmer hatte zwar keinen Blick auf den Westsee, Grund zur Klage war das aber keiner. Das „Zimmer“ bestand aus einem länglichen Vorraum, einem geräumigen Badezimmer mit freistehender Badewanne nebst der Dusche und dem Schlafzimmer mit einer Couch sowie großzügigem Arbeitsbereich vor einem überdachten Balkon. Ein riesiger TV-Schirm konnte aus einem Kasten gefahren werden.

Pool

Traditioneller, regionaler Baustil

Die Architektur der Anlage wird als „Jing Nan“ definiert, einem traditionellen, regionalen Baustil mit pagodenähnlichen Dächern, wie sie während der Song-, Ming- und Quing-Dynastien populär waren. Wie bereits oben angedeutet besteht das Resort aus niedrig dimensionierten Gebäuden. Sie sind mittels überdachter Wege miteinander verbunden, die durch einen reizenden Wassergarten führen. Penibel durchdacht erschien mir die zurückhaltend-stilvolle Innenarchitektur, die sich unter anderem in den Spa-Räumlichkeiten zeigte. So perfekt die dort genossene Signature-Massage war, so sehr faszinierte mich die unglaublich entspannende Atmosphäre, für die das Designstudio von Bill Bensley und Concept Saphyr verantwortlich zeichnen. Mit natürlichen Materialien und edlen Wasserspielen schufen sie eine zeitgenössische Interpretation chinesischer Traditionen.

Pagoda

Edles Jin Sha-Restaurant

Und dann gibt es da noch das edle Jin Sha-Restaurant. Jin Sha bedeutet „Goldener Strand“, und bezieht sich auf einen historischen Ort in der Nähe des Hotels. In diesem Restaurant entstand übrigens die Idee für jenen Blog, den mein guter alter Freund Stefan Tauchhammer und ich wenig später aus der Taufe hoben (und der sich seither auf Jin Sha Blog über jeden neuen Leser freut). Uns erschien dieses Restaurant als Inbegriff von Luxus und als vitales Zeichen der chinesischen High-End-Hotellerie. Ausgehend von der eigenen, chinesischen Kultur wird unter Einfluss westlicher Prinzipien großer Wert auf einen zuvorkommenden Service und kulinarische Kreativität gelegt. Die Gerichte kommen nach westlichem Vorbild hintereinander, also nicht zugleich, wie ansonsten in China üblich.

Jin-Sha2

Shanghaiisch und kantonesisch

Die Küche im Jin Sha-Restaurant definiert sich als shanghaiisch und kantonesisch mit lokalen Einflüssen. Optisch erinnern die Gerichte von Küchenchef Tan Chwee Chan an die französische Haute Cuisine. Unser Vorspeisenteller war ein guter Beginn, geschmacklich wie optisch. Er bestand aus köstlichen Stückchen einer süßen Lotoswurzel, deren Hohlraum mit Klebereis gefüllt war. Daneben lag ein halbes, mit Tee-geräuchertem Ei, oben drauf ein paar „Fischkinder“, wie Kaviar im Chinesischen wörtlich bezeichnet wird. Unter dem Ei lagen zwei Röllchen aus Erbsenstärke, die mit Gemüse und Sesam gefüllt waren. Zwei gegrillte Scheiben vom Schwein rundeten das Bild ab. Darauf folgte eine Dorschsuppe mit Schinken uns Pilzen, ein gedünsteter Krabbenschere auf einer Sauce aus Eiweiß und Seeigeln. Der Würfel von geschmortem Schweinebauch kam mit einem Seeohr an seiner Seite.

Jin-Sha

Spielte Geld keine Rolle, hätte sich unser Gastautor Stephan vom Jin Sha Blog im Four Seasons Hangzhou noch eine ganze Weile länger verwöhnen lassen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.