Venezuelas Natur erleben

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Venezuela verfügt über sehr unterschiedliche Landschaften. Nördliche Ausläufer der Anden erreichen Gipfelhöhen bis beinahe 5.000 Meter. Die östliche Hälfte dominiert das Hochland von Guyana. Zwischen Anden und Hochland befinden sich die Orinoco-Ebene und das Maracaibo-Tiefland.

Venezuelas Artenvielfalt und Natur

Diese landschaftlichen Extreme verursachen Klimazonen von tropisch-schwül bis alpin-trocken. Von Mai bis Oktober herrscht in fast ganz Venezuela die Regenzeit. Bei derart variantenreichen landschaftlichen und klimatischen Gegebenheiten konnte sich eine ungewöhnlich reiche Artenvielfalt entwickeln, die Alexander von Humboldt voller Begeisterung erforschte. Säugetiere, Vögel, Fische, Reptilien, Amphibien, Insekten und Pflanzen existieren in einer solchen Fülle, dass eine Natur-Reise nach Venezuela zum unvergesslichen Erlebnis wird.

Die einzigartige Gran Sabana

Bei der im Südosten Venezuelas gelegenen Gran Sabana handelt es sich um eine Hochfläche von 10.820 m². 1962 wurde in der Gran Sabana der Canaima Nationalpark gegründet und 1994 von der UNESCO als Weltkulturerbe ausgerufen. Die über ungezählte Jahrmillionen auf das Gestein einwirkenden Witterungsbedingungen und Erosionen formten eine archaische Landschaft mit wild zerklüfteten Tälern und beeindruckenden erhabenen Tafelbergen aus Sandstein – den Tepuis. Der Begriff „Tepui“ stammt aus der Sprache der Pemón-Indianer.

In der Gran Sabana befinden sich 115 dieser Tepuis. Aufgrund ihres vermuteten Alters von 70 Millionen Jahren konnte sich auf den Plateaus der Tepuis eine endemische einzigartige Flora und Fauna herausbilden. Die von den Tepuis herabstürzenden Wasserfälle zählen zum Teil zu den höchsten der Welt. Der welthöchste Wasserfall, der Salto Ángel, ist weithin bekannt. Die Fallhöhe von 980 Metern ist einzigartig und in der Lagune des Canaima Nationalparks gibt es zahlreiche Abenteuer zu erkunden.

Roraima – die verlorene Welt

Mit seinen 2.810 Metern Höhe ist der Roraima ein besonders beeindruckendes Exemplar von einem Tepui und ist einer der Höhepunkte im venezolanischen Bundesstaat Bolivar. Der im Dreiländereck Venezuela, Guyana und Brasilien gelegene Tepui Roraima ragt bis zu 700 Meter über den tropischen Regenwald hinaus und ist ungefähr 15 Kilometer lang. Der Roraima ist dabei von tiefen Schluchten durchzogen.

Der Tafelberg beherbergt eine zu 80 Prozent einzigartige Tier- und Pflanzenwelt: Mäuse, Schlangen, Echsen, Vögel, Insekten und Lurche sowie Gräser, Flechten und fleischfressende Pflanzen. Entdeckt wurde diese „verlorene Welt“ erst spät: 1884 erfolgte die Erstbesteigung durch Everard Im Thurn. Der britische Schriftsteller Arthur Conan Doyle schuf daraufhin seinen bekannten Roman „The Lost World“.

Fora-do-Eixo

Das Ökosystem Orinoco Delta mit Warao Indianern und bunter Tierwelt

Der Orinoco als einer der mächtigsten Ströme Südamerikas durchzieht Venezuela, wo er in einem gewaltigen Flussdelta schließlich in den Atlantik mündet. Das Orinoco-Delta ist eines der größten Flussdeltas weltweit. Im Dschungelklima und der urtümlichen Sumpflandschaft haben zahlreiche Tierarten ihr Zuhause: Vögel wie Tukane, Seeadler, Kormorane, Eisvögel oder Flamingos, außerdem Schildkröten, Delfine, Seekühe und Kaimane sowie Säugetiere wie Brüllaffen.

Als indigene Bevölkerung leben im Orinoco-Delta die Warao-Indianer. Sie wurden niemals kolonialisiert und konnten vieles ihrer traditionellen Lebensweise bewahren. Die Warao-Indianer sind ausgezeichnete Jäger und Fischer. Nur wenige von ihnen zog es aus dem Orinoco-Delta heraus in Städte.

Pico Humboldt – Die Berghänge in Merida erklimmen

Mit seiner Höhe von 4.942 Metern ist der Pico Humboldt der zweithöchste Berg in Venezuela. Gelegen in der Sierra Nevada de Merida, stellt das Erklimmen seiner Berghänge eine echte Herausforderung für Trekkingfans dar. Angebotene Touren gehen über vier Tage.

In der Ausrüstung dürfen trittfeste Bergschuhe, vor Regen und eisigen Temperaturen schützende Bekleidung inklusive Handschuhen sowie Sonnenschutz und selbstverständlich ein Trekkingrucksack sowie ein Fotoapparat nicht fehlen. Die nicht ganz einfache Tour durch mehrere Klimazonen erfordert gute körperliche Fitness und Durchhaltevermögen. Sie entschädigt für Anstrengungen mit faszinierenden Tierbeobachtungen, dem Kennenlernen exotischer Pflanzen und einem unvergleichlichen Gemeinschaftsgefühl.

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Los Roques – größter Korallenarchipel und Marinepark der Karibik

Der Archipel Los Roques liegt rund 170 Kilometer nördlich der venezolanischen Hauptstadt Caracas in der Karibik. 1972 erhielt dieser größte Korallenarchipel und Marinepark der Karibik den Status eines Nationalparks. Dieser „Parque Nacional Archipiélago de Los Roques“ umfasst 42 Inseln und rund 200 Sandbänke. Auf der Hauptinsel Gran Roque leben circa 100 Fischer.

Tagesausflüge per Katamaran oder Fischerbot offenbaren die Schönheit eines ökologisch bedeutsamen Archipels mit gesundem Korallenriff, das zu den größten Barriereriffs der Welt zählt. Viele Seevögel und Meerestiere wie Fische, Langusten, Mollusken, Seeigel oder Schwämme ergänzen mit ihrer Vielfalt die Korallenwelt. Nicht nur Strandliebhaber und begeisterte Schnorchler, sondern jeder, der intakte Natur genießen möchte und zu schätzen weiß, wird sich hier wohlfühlen.

Der Autor ist Nicky Richter ist Inhaber des Venezuela Reiseportals Venezuelanature

Gran Sabana ©Erik Cleves Kristensen/flickr.com
Roraima ©Fora do Eixo/flickr.com
Los Roques ©Marcio Cabral de Moura/flickr.com

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