Haushalt, Kind und Karriere: Wenn alles zu viel wird

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Kind und Karriere

„Das bisschen Haushalt macht sich von allein“: Diese bekannte Zeile aus einem Schlager ist natürlich an dieser Stelle ironisch gemeint. Denn Frauen, die Kind, Haushalt und Karriere verbinden, leisten Unglaubliches. Kein Wunder, dass viele Mütter an einem Burn-out leiden oder anfällig dafür sind. Wir haben für Sie mit Anne Schilling, Geschäftsführerin vom Müttergenesungswerk zu diesem Thema gesprochen.

Frau Schilling, was ist das Müttergenesungswerk und welchen Aufgaben hat sich die Organisation verschrieben?

Anne_Schilling / Kind und Karriere
Anne Schilling, © Elly Heuss-Knapp-Stiftung, Deutsches Müttergenesungswerk

„Das Müttergenesungswerk (MGW) ist eine gemeinnützige Spenden sammelnde Stiftung, die 1950 von Elly Heuss-Knapp, der Frau des ersten Bundespräsidenten Theodor Heuss, gegründet wurde. Ziel ist die Gesundheit von Müttern zu fördern. Stiftungszweck sind Mütterkurmaßnahmen, die mit oder ohne Kind zur Vorsorge oder Rehabilitation in Anspruch genommen werden können. Das Müttergenesungswerk arbeitet innovativ und zeitgemäß: Alle von der Organisation anerkannten 76 Kurkliniken bieten nach den Qualitätskriterien des MGW frauen- oder männerspezifische ganzheitliche Kurmaßnahmen mit medizinischen, physiotherapeutischen und sozialpsychologischen Therapien an. Das bedeutet: medizinische Anwendungen, Bewegungstherapie sowie sozialpsychologische Beratungen. Darunter fallen Gesprächsgruppen und gegebenenfalls eine Erziehungsberatung. Zur Stärkung der Bindung zwischen Kind und Elternteil bieten wir in den Kurmaßnahmen auch Mutter-Kind oder Vater-Kind-Therapien an. Darüber hinaus erhält jede Mutter einen individuellen Therapieplan.“

Welche Anlaufstellen gibt es für Frauen, die sich im Alltag mit Kind und Karriere überlastet fühlen?

„Unter dem Dach des Müttergenesungswerkes gibt es bundesweit rund 1.300 Beratungsstellen für Mütter- und Mutter-Kind-Kurmaßnahmen, die kostenlos und umfassend beraten. Sie könnten sich unter anderem an die Arbeiterwohlfahrt, das Deutsche Rote Kreuz, den Evangelischen Fachverband für Frauengesundheit, die Diakonie, die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung oder die Caritas wenden.“

Können Sie erklären, wie es überhaupt zu einem Burn-out bei Müttern kommen kann?

„Der Spagat zwischen dem traditionellen Rollenbild der fürsorglichen Mutter, dem Wunsch nach Gleichberechtigung und partnerschaftlich geteilter Haus- und Familienarbeit bringt viele Frauen an ihre Grenzen. Zusätzlich sind die meisten Mütter berufstätig. Eigene Bedürfnisse werden zurückgestellt, denn sie wollen funktionieren, den Erwartungen anderer und auch ihren eigenen Ansprüchen gerecht werden. Wenn dann noch ein Problem wie Arbeitslosigkeit, eine Pflegesituation oder ein krankes Kind hinzukommen, können Mütter krank werden.“

Was sind die Anzeichen für einen beginnenden Burn-out bei Müttern?

„Anzeichen sind beispielsweise häufige Kopfschmerzen, Schlafstörungen, Rückenschmerzen, wiederkehrende Infekte, Gereiztheit und das Gefühl „Ich kann nicht mehr“. Spätestens dann empfehlen wir Müttern, eine Beratungsstelle des Müttergenesungswerkes aufzusuchen. Die Beratung ist kostenlos und zeigt Hilfsangebote auf, bevor es zu spät ist.“

Gibt es allgemeine Tipps zur Vorbeugung eines Burn-outs?

„Nicht alles alleine erledigen wollen. Familienaufgaben und Verantwortung aufteilen, denn alle können mithelfen. Eigene Bedürfnisse und Befindlichkeiten genauso wichtig nehmen, wie die der anderen Familienmitglieder. Frauen sollten außerdem lernen Nein zu sagen und mehr auf sich und ihre Bedürfnisse hören. Wichtig ist: Nicht immer muss alles perfekt sein. Mütter sollten Pausen machen, Auszeiten nehmen und sich selbst wertschätzen.“

Frau Schilling, wir bedanken uns für das Interview!

 

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2 Kommentare

  1. Mein Mann und ich haben den Wunsch nach Kindern. Nur stehen wir beide mitten in unseren Ausbildungen und wir fragen uns, wann der richtige Zeitpunkt für uns ist. Ich möchte wirklich gerne Mutter werden aber auch wirklich gerne Berufserfahrung machen. Viele Mütter machen beides und ich habe großen Respekt davor! Es ist ein guter Tipp sich Aufgaben die Zuhause anfallen aufzuteilen und es ist auch kein Problem sich einen Babysitter zu holen oder jemand der einmal die Woche kommt, zum Putzen.