Digitalisierung, Mobilität und Nachhaltigkeit der Städte: Digitale-Experten im Interview

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Während  Ihrer Geschäftsreise besuchen Sie  Städte und Unternehmen, in denen Themen wie Digitalisierung, Mobilität und Nachhaltigkeit einen großen Stellenwert eingenommen haben. Viele Innovationen werden bereits offensiv angegangen und verbessert, doch es gibt noch zahlreiche Ansatzpunkte, die gerade für Businessreisende von großer Wichtigkeit sind. Das HRS Team hat sieben Digitalexperten zu diesen Themen befragt und sie haben uns erzählt, wie sie als Businessreisende die Entwicklung der Städte wahrnehmen.

DIGITALE-EXPERTEN über fortschritte der Digitalisierung deutscher städte:

FELIX BEILHARZ

Felix Beilharz - Berater für Online- und Social Media Marketing
Felix Beilharz

Felix Beilharz gilt als einer der führenden Experten für Online- und Social Media Marketing. Der Diplom-Wirtschaftsjurist erhielt für seine lebendigen und professionellen Vorträge das „Top-Speaker“-Siegel. Neben seiner Tätigkeit als Dozent und Lehrbeauftragter, veröffentlichte er bisher 13 Bücher und Buchbeiträge, welche sich monatelang in den Top 5 hielten.

 

 

HRS: WAS KÖNNEN UND SOLLTEN STÄDTE UND UNTERNEHMEN IM BEREICH DIGITALISIERUNG FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN TUN? WAS WIRD JETZT SCHON GUT UMGESETZT?

Felix Beilharz: „Eine möglichst nahtlose Reiseplanung ist für mich wichtig. Das fängt bei Kleinigkeiten wie einer Online-Buchung oder Buchung per App oder dem Mitsenden eines Kalendereintrags in der Buchungsbestätigung an und geht bis zu einer Echtzeit-Abfrage von freien Parkplätzen oder der aktuellen Verkehrslage in der Stadt.“

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS KÖNNEN STÄDTE UND UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Felix Beilharz: „Ich möchte mir nicht von jedem Unternehmen eine eigene App herunterladen müssen. App der Fluggesellschaft, App der Bahn, App des Hotelportals, App der Mietwagenfirma, App für’s Bezahlen der Parktickets usw., das ist aktuell sehr unkomfortabel. Hier könnten Städte und Unternehmen besser miteinander kooperieren, so dass z.B. die Apps untereinander verzahnt werden können. So könnte ich z.B. in der App des Hotelportals direkt sehen, ob mein Zug pünktlich kommt oder wo um das Hotel herum Parkplätze frei sind.“

WIE STEHEN SIE ALS BUSINESS-REISENDER UND DIGITAL-EXPERTE ZU DEM THEMA NACHHALTIGKEIT? WO SEHEN SIE HIER FÜR UNTERNEHMEN UND STÄDTE NOCH NACHHOLBEDARF?

Felix Beilharz: „Ich finde die unzähligen Tageszeitungen, die z.B. in der Bahn oder in Flughafen-Lounges verteilt werden, nicht mehr zeitgemäß. Bei manchen Fluggesellschaften bekommt man E-Paper zur Auswahl, das reicht völlig und spart Unmengen Papier. Ich persönliche versuche, wenig mit dem Auto zu fahren und auch nur zu fliegen, wenn es nicht anders geht. Ich setze vor allem auf die Bahn, die wohl das nachhaltigste und trotz aller Probleme auch das angenehmste Verkehrsmittel sein dürfte.“

PROF. DR. MICHAEL BERNECKER

Prof. Dr. Michael-Bernecker
Prof. Dr. Michael Bernecker

Prof. Dr. Michael Bernecker ist Geschäftsführer des Deutschen Institutes für Marketing in Köln. Er gilt als Marketingprofi und forscht, berät und trainiert Kompetenzfelder im Marketing und Vertrieb. Zudem ist er Professor an der Hochschule Fresenius in Köln  in den Fachgebieten Dienstleistungs- und Bildungsmarkting und Marktforschung.

HRS: WAS Können UND SOLLen die stadt kÖLN UND UNTERNEHMEN IM BEREICH DIGITALISIERUNG FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN TUN? WAS WIRD JETZT SCHON GUT UMGESETZT?

Prof. Dr. Michael Bernecker : „Köln ist eine der digitalsten Städte Deutschlands. Zahlreiche Initiativen fördern Start-ups, verknüpfen Unternehmen aus der Old und New Economy. Die Anzahl an Veranstaltungen und Messen für digitale Themen ist nahezu unübersehbar. Business Reisende finden eine gute Infrastruktur und ein vielfältiges und aktives Business-Leben in Köln.“

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS KANN KÖLN ALS STADT UND AUCH UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Prof. Dr. Michael Bernecker: „Köln punktet mit einer hervorragenden Verkehrsanbindung im nationalen und internationalen Vergleich. Der Flughafen KölnBonn überzeugt durch kurze Wege, viele Starts und Landungen und bietet eine kurze und direkte Anbindung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln an die Stadt. Auch Bahnreisende finden vielfältige Verbindungen und Anschlüsse. Lediglich das Verkehrschaos auf dem Kölner Autobahnring könnte man verbessern. Da sind Verkehrsplaner aber schon seit 30 Jahren erfolglos dran. Da geht noch was!“

WIE STEHEN SIE ALS BUSINESS-REISENDER UND DIGITAL-EXPERTE ZU DEM THEMA NACHHALTIGKEIT? WO SEHEN SIE HIER FÜR UNTERNEHMEN UND Die stadt köln NOCH NACHHOLBEDARF?

Prof. Dr. Michael Bernecker: „Auch Köln beteiligt sich an der Agenda 21 und realisiert Projekte des nachhaltigen Lebens in der Stadt und Kommune. Viele Parks und Grünflächen machen die Stadt Köln grün und nachhaltig. Für eine Millionenstadt eine echte Herausforderung. Der Einklang zwischen Nachhaltigkeit, Verkehr, Wohnen und Leben gelingt im Großen Ganzen.  Es gibt viele Einzelprojekte.“

CHRISTOPH BURSEG

Christoph Burseg

Christoph Burseg ist Online Marketing Experte mit starkem Fokus auf Google-Plattformen (Suchmaschinen und Youtube). Er berät Unternehmen zur Online Marketing Strategie und hat mit VeeScore.com ein Tool zur Analyse von Youtube-Kanälen und -Trends gebaut.

HRS: WAS Können UND SOLLen städte UND UNTERNEHMEN IM BEREICH DIGITALISIERUNG FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN TUN? WAS WIRD JETZT SCHON GUT UMGESETZT?

Christoph Burseg: „Ich brauche ständig Internet. Dies ist aber nicht ständig verfügbar. Ich zahle inzwischen netto 168€ im Monat für einen Handy-Vertrag mit unbegrenztem LTE Volumen. Das macht mich schon sehr unabhängig von schlechtem WLAN und teuren WLAN Gebühren. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich in der Zukunft wieder auf einen günstigeren Vertrag wechseln könnte und trotzdem Internet mit zweistelligen MBit/s Zahlen genießen könnte.

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS Können städte UND AUCH UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Christoph Bureg: „Ich war gerade einen Monat in Dubai und bin dort ‚Careem‘ gefahren. Das ist im Grunde Uber. Die Freundlichkeit, Sauberkeit und der Service-Wille trieb mir regelmäßig Tränen der Rührung in die Augen. Ein, zwei Klicks in der App und das Taxi kannte den Abholort und die Zieladresse und kam. Man kann Details zur Abholung hinterlegen – sogar Garagencodes. Sobald der Fahrer da war, ging man entspannt runter. Nach drei Minuten warten, startet automatisch der Gebührenzähler – dadurch bleibt der Fahrer total entspannt – auch wenn er einmal zehn Minuten warten muss. Im Auto gab es immer stilles Wasser – ein Service welcher nur Cent-Beträge kostet aber das Erlebnis dramatisch verbessert.

Das produktive Warten ist auch nicht besonders einfach. An Bahnhöfen gibt es mit Glück die Bahn Lounge – aber ich würde gern ein paar Euro pro Stunde bezahlen, wenn ich dafür einen sinnvollen Schreibtisch, einen Stuhl, eine Steckdose und nach rechts und links ein bisschen Ruhe habe. Da freue ich mich auf immer mehr Anbieter, die Business-Reisenden diese Wünsche von den Augen ablesen werden. Der Ist-Zustand passt nicht mehr zu den Ansprüchen von digitalen Reisenden.“

WIE STEHEN SIE ALS BUSINESS-REISENDER UND DIGITAL-EXPERTE ZU DEM THEMA NACHHALTIGKEIT? WO SEHEN SIE HIER FÜR UNTERNEHMEN UND STÄDTE NOCH NACHHOLBEDARF?

Christoph Bureg: „Ich bin leider kein Experte in Nachhaltigkeit. Es ist ein sehr komplexes Thema und nicht jede Initiative bringt auch wirklich einen echten Vorteil für die Natur. Es ist z.B. bewiesen dass Menschen mehr Müll produzieren wenn sie denken, dass dieser Müll abbaubar ist. Selbst bei Elektro-Autos ist nicht komplett klar, mit welcher ‚Startlast‘ sie eigentlich losfahren. Ein Benzinauto soll angeblich zigtausende Kilometer fahren können bis es die selbe ‚Belastung‘ an die Umwelt erreicht wie ein Elektroauto direkt nach dessen Herstellung. Lobby-Studien? Wahrheit? Ärgerlich komplex.“

FALK HEDEMANN

Falk Hedemann

Falk Hedemann ist freier Journalist sowie Blogger. Er berät zudem Unternehmen bei ihrer digitalen Kommunikation, der Content Strategie und der Distribution von Inhalten im Social Web. Auf seinem Blog und im UPLOAD Magazin schreibt er über Social Media, Content Marketing und Digitale Kommunikation.

HRS: WAS KÖNNEN UND SOLLTEN STÄDTE UND UNTERNEHMEN IM BEREICH DIGITALISIERUNG FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN TUN? WAS WIRD JETZT SCHON GUT UMGESETZT?

Falk Hedemann: „Der erste und wichtigste Schritt ist der Zugang zur digitalen Welt. Eine Smart City sollte daher einen kostenlosen WLAN-Zugang anbieten, der ohne umständliche Anmeldeprozeduren funktioniert und den Nutzern eine Unabhängigkeit von ihren Datentarifen und –providern bietet. Sobald die Störerhaftung endgültig abgeschafft wurde, gibt es hier auch keine Ausreden mehr. Ist diese grundlegende Voraussetzung etabliert, bekommen andere Projekte zur Digitalisierung einen ganz anderen Stellenwert. So kann beispielsweise das persönliche Smartphone zum digitalen Stadtführer werden, wenn der Nutzer dies möchte und die Funktionen auf seinem Gerät aktiviert. Über Beacons und Location Based Services können einem Besucher einer digitalisierten Stadt Hinweise direkt auf das Smartphone geschickt werden. Das könnten Informationen zu Sehenswürdigkeiten für Touristen sein oder auch Business-relevante Hinweise für Geschäftsreisende.

Zur Digitalisierung gehört es dann auch, dass zum Beispiel Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr bargeldlos und ohne langes Anstehen am kompliziert zu bedienenden Automaten einfach mit dem Smartphone gelöst werden können.“

Wo gibt es für den Business-Reisenden im Bereich Mobilität noch Probleme? Was können Städte und Unternehmen in diesem Bereich besser machen?

Falk Hedemann: „Für die Zukunft sollten Städte bereits Vorbereitungen für autonome Fahrzeuge treffen. Digitale Verkehrsleitsysteme könnten dann die Fahrzeugströme so intelligent leiten, dass es keine Staus mehr gibt und auch keine Ampeln mehr nötig sind. Wer mit dem Auto anreist, wird sich aber sicher schon heute über ein intelligentes Parkleitsystem freuen, das ihm den kürzesten Weg zum nächsten freien Parkplatz weist. Während komplett selbstfahrende Autos noch etwas Entwicklungszeit benötigen, wird es mit teilautonomen und Fahrzeugen mit Elektroantrieb deutlich schneller gehen. Vorausdenkende Stadtplaner haben das bereits im Auge und machen sich konkrete Gedanken für die kommenden Jahre. Ein für alle Beteiligten nützliches Szenario ist ein automatisiertes Parkhaus. Hier müssten die Besucher nur ihren Wagen in der Check-In-Zone abstellen und dann wird es automatisch auf einen freien Platz im Parkhaus gestellt. Auf diese Weise erhöht sich automatisch die Kapazität, da kein Platz mehr zum Ein- und Aussteigen benötigt wird. Wird die Batterie des E-Autos dann noch automatisch geladen, beispielsweise über Induktionstechnologie, wird eine Stadt sehr viel attraktiver für emissionsfreie Fahrzeuge.

Für Reisende ohne Auto wäre es zukünftig wünschenswert, dass sie sämtliche Verkehrsmittel (U- und S-Bahn, Busse und sogar Taxen) digital und vollautomatisiert abrechnen können. Möglich wäre dies beispielsweise für einen RFID-Chip im Smartphone, der die Authentifizierung, die Streckenbemessung und die Abrechnung übernimmt, ohne dass der Reisende dafür nach seiner Zustimmung noch irgendetwas tun muss. Die dafür notwendige Investition in die Infrastruktur würde sich sehr schnell amortisieren, denn ein Schwarzfahren wäre damit nicht mehr möglich.“

Wie stehen Sie als Business-Reisender und Digital-Experte zu dem Thema Nachhaltigkeit? Wo sehen Sie hier für Unternehmen und Städte noch Nachholbedarf?

Falk Hedemann: „Das Thema Nachhaltigkeit ist sehr vielschichtig und betrifft alle Bereiche und alle Menschen. Mit der E-Mobilität steht beispielsweise eine revolutionäre Veränderung an, die von den Städten im Sinne eines Nachhaltigkeitsprogramms gefördert werden sollte. Das fängt mit der alternativen Stromerzeugung an, die aufgrund ihrer dezentralen Quellen ein komplett neues Energieleitsystem benötigt. Ein herkömmliches Kraftwerk lässt sich einfach regeln und die erzeugte Strommenge an die aktuellen Anforderungen anpassen. Wind-, Sonnen- und Wasserenergie ist zum einen weniger gut planbar und zum anderen ist für deren Verteilung ein sogenanntes Smart Grid erforderlich. Auch über intelligente Energiespeicher muss intensiv nachgedacht werden.

Dazu kommt einerseits der immer weiter steigende Ressourcenverbrauch der Städte und anderseits gigantische Müllberge. In vielen Fällen hängt beides direkt zusammen. Ein Beispiel: Nach Angaben der Deutschen Umwelthilfe (http://www.duh.de/becherheld_problem/) werden in Deutschland stündlich 320.000 Einwegbecher für Coffee-to-go verbraucht. Diese erzeugen nicht nur einen riesigen Müllberg, sie verbrauchen auch viel Energie bei der Herstellung und müssen nach der Nutzung eingesammelt und vernichtet werden – auch das kostet wieder Energie. Nachhaltig wäre daher ein genereller Verzicht auf Einwegbecher und eine Einführung von Mehrwegbecher.“

ALEXANDER KATONA

Alexander Katona
Alexander Katona

Alex ist 31 Jahre alt und lebe seit etwa zehn Jahren in Hannover. Nach sechs Jahren als leitender Social Media- und Growth-Manager beim t3n Magazin habe ich Mitte 2016 eine Agentur namens „44er-consulting.de” gegründet. Hier dreht sich alles um Sales Funnels, Chatbots und Facebook-/Instagram-Advertising. Wir veröffentlichen regelmäßig „deep-dive” Guides zu den genannten Themen und diskutieren in unserer 44er Mastermind-Gruppe alle Belange rund um das Thema Digital-Marketing.

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS KÖNNEN STÄDTE UND AUCH UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Alexander Katona: „Das wichtigste Gut des Business-Reisenden ist, Überraschung, das Internet. Klar sind wir momentan alle gut und ausreichend mit mobilem Internet ausgestattet; doch gerade bei längeren Reisen wünscht man sich ein bisschen mehr Bequemlichkeit. Bei Ankunft am Bahnhof erst einmal mit E-Mail-Adresse und Passwort beim lokalen Breitbandanbieter anmelden, um am Bahnhof mobil zu sein? Das geht besser. 

Auch in Puncto Zahlungsmöglichkeiten ist noch Luft nach oben. Ich denke nicht nur ich stand schon öfter beim Bahnhofsimbiss (welcher Art auch immer) und wurde bei der Frage nach digitaler Bezahlung, egal ob nun mit der Kreditkarte oder mit dem Handy,  mit großen Augen angesehen. Logisch, nicht jeder kleine Shop kann die volle Bandbreite an Zahlungsarten anbieten, aber hier könnten die Städte und Kommunen gemeinsam mit der vor Ort agierenden Digitalszene zusammenarbeiten und gemeinsam Lösungen schaffen.“

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS KÖNNEN STÄDTE UND AUCH UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Alexander Katona: „Auch auf Reisen sind noch einige Störfaktoren vorhanden. So ist, neben den ICEs, kaum ein Langstreckenzug mit einwandfrei funktionierendem WLAN ausgestattet. Wie kann es außerdem sein, dass es im Bord-Bistro keine einzige zugängliche Steckdose gibt?  

Wo wir schon beim Bord-Bistro sind: Dieser Zugabschnitt kann weitaus mehr sein als nur Anlaufstelle für Kaffee und Bierchen. Ist das Bahnfahren sonst ja eher eine anonyme Angelegenheit (die wenigsten tauschen sich mit ihren Mitreisenden während der Fahrt aus) habe ich während meiner vielen Stunden in den Bistros der ICs und ICEs schon so einige interessante Gesprächspartner gefunden – sogar zukünftige Geschäftspartner und Kunden waren dabei. Ist ja auch logisch, tummelt sich in so einer Abendfahrt von Stuttgart nach Hannover natürlich so einiges an Gleichgesinnten.“ 

WIE STEHEN SIE ALS BUSINESS-REISENDER UND DIGITAL-EXPERTE ZU DEM THEMA NACHHALTIGKEIT? WO SEHEN SIE HIER FÜR UNTERNEHMEN UND STÄDTE NOCH NACHHOLBEDARF?

Alexander Katona: „Eins ist klar: Wir Menschen werden nicht weniger – im Gegenteil. Durch die fortschreitende Urbanisierung entstehen mehr und mehr Ballungsräume in unseren Großstädten. Daher ist es essentiell, die vorhandenen Ressourcen optimal zu nutzen. Ein positives Beispiel hierfür sind Co-Working-Spaces, die sowohl Ansässigen als auch Reisenden die Möglichkeit einer kurz- oder mittelfristigen Arbeitsstätte bieten. Denn gerade als Vielreisender sind die paar Stunden Aufenthalt oft effizient zu nutzen. 

Apropos Vielreisende: Lasst uns versuchen unsere Straßen leerer und unsere Umwelt sauberer zu halten. Gerade in Deutschland ist das Bahnnetz so ausgeprägt wie nirgendwo sonst. Durch attraktive Angebote könnte versucht werden, mit dem Auto Reisende von der Straße auf die Schienen zu bewegen.“

CHRISTIAN MATZKA

Christian Matzka
Christian Matzka

Christian Matzka ist Gründer und Geschäftsführer der Digitalagentur Kopfsprünge GmbH.

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS KÖNNEN STÄDTE UND AUCH UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Christian Matzka: Wenn ich unterwegs bin zählen für mich vor allem zwei Dinge: 1) Schnell und einfach von A nach B zu kommen und 2) alles übers Smartphone abzuwickeln. Dabei sind beide Punkte für mich eng miteinander verknüpft. Ich würde mir zum Beispiel wünschen, dass ich meine gesamte Reise aus einer zentralen App buchen und auch bezahlen könnte. Wenn ich in eine bestimmte Stadt reise, dann ist zunächst einmal die Überlegung mit welchem Verkehrsmittel ich anreise. Je nach Wahl des Verkehrsmittels, stellt sich dann die Frage wie ich zum Beispiel vom Flughafen oder Bahnhof zu meinem Hotel oder zu einem Veranstaltungsort gelange. Habe ich diese Frage dann für mich geklärt, muss ich mich zum Beispiel noch um die Buchung eines Hotels oder eine Tischreservierung im Restaurant kümmern.

Ein weiteres Problem, das mich immer wieder stört, ist dass es nach wie vor noch viel zu wenig verfügbare WlAN-Hotspots gibt, bei denen man sich anmelden kann, um während der Dienstreise das Internet zu nutzen. Das fängt bei den Verkehrsmitteln (Bus, Bahn, Flugzeug, Taxi) an, geht an Knotenpunkten wie Flughafen oder Bahnhof weiter und gipfelt dann im Hotel oder an der Event-Location. Wenn überhaupt eine Internetverbindung zur Verfügung steht, dann ist diese häufig nur gegen Gebühr nutzbar. Das ist in der heutigen Zeit für mich nicht mehr akzeptabel.

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS KÖNNEN STÄDTE UND AUCH UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Christian Matzka: „Das Problem, welches mich bei Reisen mit dem PKW am meisten stört ist die Suche nach Parkraum. Vor allem in Großstädten ist die Suche nach einem Parkplatz immer ein Zeitfresser und nervenaufreibend. Aus meiner Sicht wäre es ideal, wenn man sich, im Vorfeld seiner Anreise, bequem einen Parkplatz vorreservieren könnte und die Parkgebühr dann einfach über einen digitalen Zahlungsanbieter oder über die Mobilfunkrechnung abgerechnet werden könnte.“

WIE STEHEN SIE ALS BUSINESS-REISENDER UND DIGITAL-EXPERTE ZU DEM THEMA NACHHALTIGKEIT? WO SEHEN SIE HIER FÜR UNTERNEHMEN UND STÄDTE NOCH NACHHOLBEDARF?

Christian Matzka: „Das Thema Nachhaltigkeit auf Business-Reisen ist für mich eng verknüpft mit den Themen E-Mobilität und Mobility-Sharing. Dazu sollten Car-Sharing Konzepte flächendeckend auch in kleineren Städten und Kreisen angeboten werden. An großen Bahnhöfen, Flughäfen und in Großstädten gibt es diese Angebote zwar schon, aber in kleinen oder „kleineren“ Städten scheinen solche Konzepte noch nicht ausreichend angekommen zu sein. Wenn das angebotene Car-Sharing-Konzept dann noch auf Elektrofahrzeuge setzt, umso besser.

DR. JÖRG REINNARTH

Dr. Jörg Reinnarth
Dr. Jörg Reinnarth

Dr. Jörg Reinnarth gründete 2010 die Cintellic Consulting Group, um seinen Klienten eine noch fokussiertere Beratung zu den Themen Kundenbeziehungsmanagement, Marketing und Sales anzubieten. Er ist einer der führenden Experten im Bereich Cross Channel Kundenmanagement. Seit mehr als 15 Jahren berät er DAX- und mittelständische Unternehmen beim Aufbau eines ganzheitlichen Massen-Kundenangangs, von der Digitalen Strategie, über Big Data bis hin zur Cross Channel CRM Umsetzung.

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS KÖNNEN STÄDTE UND AUCH UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Dr. Jörg Reinnarth: „Generell ist für den Business-Reisenden die Effizienz seiner Termine und seines Aufenthaltes wichtig, wodurch gerade die Digitalisierung, die ja für Effizienz steht, einen besonderen Stellenwert bekommt. Schaut man sich einmal die ganze Customer Journey des Business-Reisenden an, so beginnt diese natürlich bei der Buchung. Das Reiseziel ist ja typischerweise fix, insofern es sich um eine Business-Reise handelt. Die typischen Fragen sind: Wo liegt mein Business-Ziel? Ist mein Hotel in der Nähe? Wie reise ich an? Wie komme ich vom Flughafen, Bahnhof einfach zu meinem Hotel? Kann ich auch spät abends noch einchecken? Wo kann ich noch hingehen, wenn ich angekommen bin? Wo kann ich parken (in vielen Städten ein Problem)? Wie komme ich am nächsten Tag zu meinem Business-Termin? Hierauf möchten die Reisenden eine zentrale Antwort über eine Plattform erhalten. Sowohl die Buchung, als auch die Reiseplanung und die Verwaltung sollten effizient und digital gehalten werden können. Aktuell muss man sich durch verschiedene Plattformen und Apps bewegen, um seine Reise komplett buchen zu können. Die einzelnen Apps zur Hotelbuchung in der Nähe der Business Location, mit Empfehlungen für den Abend, und auch Städte-Apps zur Nutzung der lokalen Verkehrsmittel sind aber schon gut ausgebaut. Es fehlt die übergreifende Klammer und Verwaltungsmöglichkeit.“

WO GIBT ES FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN IM BEREICH MOBILITÄT NOCH PROBLEME? WAS KÖNNEN STÄDTE UND AUCH UNTERNEHMEN IN DIESEM BEREICH BESSER MACHEN?

Dr. Jörg Reinnarth: „In Großstädten ist das Thema Mobilität typischerweise gut gelöst. Über myTaxi besteht die Möglichkeit überall auf ein Taxi zuzugreifen, Car-Sharing-Apps gibt es ebenfalls und die Städte haben zumeist eine eigene App, um recht schnell öffentliche Verkehrsmittel zu verwenden. Hier sind vor allem Park-Leitsysteme spannend, wenn die Reisenden mit dem Auto anreisen, insofern Parkplätze allzu oft Mangelware sind und nicht alle Hotels ausreichend eigene Parkplätze haben. Dann wird die Parkplatzsuche oft zu einer Leidensgeschichte. Anders sieht es dagegen im ländlichen Raum aus. Hier fehlt sehr häufig die notwendige Infrastruktur. Wenn der Reisende Abends an seinem Business Ort ankommt, dann ist der Weg zum Hotel oft mühsam. Taxi-Zentralen sind schwer zu finden oder die Wartezeiten sind lang. Hier lohnt sich eine Stärkung des digitalen Angebots der jeweiligen Orte, um Reisenden zu helfen.“

WIE STEHEN SIE ALS BUSINESS-REISENDER UND DIGITAL-EXPERTE ZU DEM THEMA NACHHALTIGKEIT? WO SEHEN SIE HIER FÜR UNTERNEHMEN UND STÄDTE NOCH NACHHOLBEDARF?

Dr. Jörg Reinnarth: Nachhaltigkeit ist aktuell einer der wichtigsten Themen für alle Unternehmen und Städte. Ich selbst habe drei Kinder, weswegen es mir auch eine Herzensangelegenheit ist. Daher versuche ich für mich z.B. bei Geschäftsreisen auf ein Auto zu verzichten, und generell öffentliche Verkehrsmittel zu nehmen. Zwei Dinge gibt es, die mir mein Leben deutlich erleichtern würden. Das eine wäre eine deutlich bessere Navigation in den Apps der Städte für die öffentlichen Verkehrsmittel. Oft weiß ich zwar welche U-Bahn ich nehmen muss, aber wie ich dorthin komme oder ob ich auf dem richtigen Gleis stehe, wird mir nicht angezeigt. Hier wäre eine stärkere Interaktion deutlich hilfreicher, um mich zu leiten. Daher nehme ich dann doch, wenn es einmal eng wird zum Termin ein Taxi. Hier fällt mir gerade an Flughäfen immer wieder auf, wie viele Menschen ein Taxi in die Innenstädte nehmen. Hier würde ich mir wünschen, dass die Apps in der Lage wären, bzw. die Städte eine Art Check-in anbieten würden, um Reisende mit naheliegendem Ziel zu kombinieren und in ein Taxi zu bringen. Oft frage ich mich einfach durch und finde schon jemanden, mit dem man sich die Fahrt teilen kann. Nicht wegen des Geldes, sondern aus Nachhaltigkeitsgründen. Hier sehe ich einiges an Potential, den Reisenden die Nutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln noch einfacher zu gestalten, bzw. das Sharen von Taxen zu ermöglichen.“

WAS KÖNNEN UND SOLLTEN STÄDTE Ihrer Meinung IM BEREICH DIGITALISIERUNG FÜR DEN BUSINESS-REISENDEN TUN?  Teilen sie mit uns ihre meinung!

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