Arbeiten 4.0 meint in erster Linie die Verabschiedung vom klassischen Arbeitszeitmodell. Die weltweite digitale Vernetzung ermöglicht viel Freiheit in der Jobwelt, bedeutet aber auch einiges an Eigenverantwortung. Immer mehr Menschen verabschieden sich vom Büroalltag und leben als Digitale Nomaden. Wir wollten wissen, was dieser Trend über unsere Gesellschaft aussagt und was es heißt, als Online-Unternehmer tätig zu sein. Dafür haben wir einige Digitale Nomaden nach ihrer Meinung gefragt.
Tobias Gillen von meinleben.digital: Ortsunabhängig Arbeitende gewinnen an Freiheit
„Ich bin nicht aktiv zum Digitalen Nomaden geworden. Ich war es irgendwie schon immer und kenne die Arbeit im Büro nur aus mehrmonatigen Hospitanzen, etwa beim SPIEGEL oder beim Lokalradio. Ich liebe es im Home-Office, im Café oder sonst irgendwo zu arbeiten. Ortsunabhängig Arbeitende gewinnen so mehr Freiheit und einen enormen Push in puncto Lebensqualität. Der Spaß muss aber natürlich auch finanziert werden. Das geht in kreativen und digitalen Berufen wesentlich einfacher. In anderen Jobs ist das nicht so problemlos: Als Handwerker beispielsweise musst du täglich vor Ort an der Baustelle sein. Unternehmen sollten darüber nachdenken, ob es wirklich noch Sinn macht, gerade in kreativen Berufen die Mitarbeiter von 9 Uhr bis 17 Uhr an den Schreibtisch zu fesseln oder ob es nicht passender wäre, die Angestellten dort arbeiten zu lassen, wo sie sich wohl fühlen.“
FELI HARGARTEN und MARCUS MEURER von DNX: Die Arbeitswelt der Zukunft mitgestalten
„Der Drang nach Freiheit und Veränderung machte uns zu Digitalen Nomaden. Wir möchten die Arbeitswelt der Zukunft mitgestalten und zeigen, dass es auch anders geht! Mit steigender Zahl der Digitalen Nomaden steigt auch die Nachfrage nach Vernetzung und Community. Wir veranstalten regelmäßig Coworking und Coliving Camps für Digitale Nomaden in den schönsten Orten der Welt. Unternehmen müssen vor allem aufpassen, dass ihnen der Nachwuchs und die guten Talente nicht flöten gehen. Den neuen Generationen ist es sehr wichtig, einen Sinn in ihrer Arbeit zu sehen. Flexibilität und Selbstbestimmtheit interessiert sie mehr als der Firmenwagen oder ein toller Jobtitel.“
Gerhard Liebenberger von andersreisen.Net: Flexibilität statt starre Strukturen
„Ich denke, dass das Modell des Online-Unternehmers vor allem für Menschen interessant ist, die einen gewissen „Freiheitsdrang“ verspüren. Wer ungebunden ist und eine Idee von seiner Zukunft hat, tut sich mit dem Start vermutlich leicht. Für mich stand ein selbstbestimmtes Leben und selbstständiges Arbeiten immer schon im Vordergrund. Ich persönlich habe enorm viel Freiheit dadurch gewonnen. Meiner Meinung nach ist ein „Digitaler Nomade“ kein starres Gebilde, das man nur in einer bestimmten Form leben darf. Es ist ein Lebensmodell, das bei der Realisierung der eigenen Bedürfnisse und Lebensträume helfen soll und dementsprechend flexibel sein muss.“
Steffi und Sebastian Vogt von Arbeiten Unterwegs: Selbstbestimmtheit bedeutet Verantwortung
„Wir sind nicht aufgewacht und haben gedacht, wir werden Digitale Nomaden. Es war keine bewusste Entscheidung. Ein selbstbestimmtes Leben bringt auch eine Menge Verantwortung für Selbstständige mit sich. Denn in der überwiegenden Zahl sind Digitale Nomaden auf eigene Rechnung tätig. Selbstmotivation und Disziplin stehen somit im Vordergrund. Dazu gehört es auch Strukturen zu schaffen, die einem dabei helfen, freier leben und arbeiten zu können. Die große Frage, die sich momentan stellt ist, ob aus diesem Trend eine Massenbewegung wird. Momentan weiß ja noch keiner, ob es nur ein vorübergehendes Phänomen ist und, wie viele Menschen tatsächlich digital nomadisch leben.“
