Eigentlich ist Einwegplastik ein Traum für Geschäftsreisende und Hotels: Es ist leicht, robust und billig. In Plastik Verpacktes vermittelt das Gefühl, es sei besonders frisch, sauber und eigens für den Verbraucher vorbereitet – ein Trugschluss. Denn sobald Plastikprodukte weggeworfen werden, wird der Traum zum Albtraum: Wasserflaschen aus Plastik vermüllen Strände in Thailand, Plastiktüten finden sich in toten Meerestieren, Mikroplastik taucht in unserer Nahrungskette auf.

Auf Geschäftsreisen entkommen wir dem Einwegplastik nur schwer: Wasserflaschen, To-Go-Plastikverpackungen, Strohhalme, Ketchup-Päckchen, Wäschebeutel, Shampoo-Fläschchen und Plastiktüten überall. Zeit, das zu ändern. Wir haben 8 Tipps für weniger Plastik zusammengestellt, mit denen Sie sofort anfangen können, Ihren Plastik-Fußabdruck während der Geschäftsreise zu verkleinern.

Vor wenigen Monaten beschloss das Europaparlament das Verbot von Einwegplastikprodukten wie Trinkhalmen, Wattestäbchen und Besteck ab dem Jahr 2021. Auch die öffentliche Aufmerksamkeit für Umwelt- und Klimaschutzfragen hat in den vergangenen fünf Jahren stark zugenommen – man nehme nur Fridays for Future, die konzertierten Proteste von Schülern, die sich für den Klimaschutz stark machen. Und auch die meisten Reisenden selbst befürworten aktuellen Umfragen zufolge die Reduzierung von Einwegplastik in Hotels.

Immer häufiger in Hotels zu finden: Bambuszahnbürsten und nachfüllbare Glasfläschchen für Waschlotionen und Cremes.
Immer häufiger in Hotels zu finden: Bambuszahnbürsten und nachfüllbare Glasfläschchen für Waschlotionen und Cremes.

Viele Hotels handeln deshalb immer verantwortungsvoller mit Plastikverpackungen: Hilton verzichtet auf den Einsatz von Plastikwasserflaschen in Konferenzräumen, 25hours Hotels haben Wegwerfzahnputzbecher im Badezimmer ersetzt, Melià Hotels International will bis Ende 2018 keine Einwegplastikprodukte mehr einsetzen und Marriott International hat in allen 6.500 Hotels Plastiktrinkhalme ausgemustert.

Diese Tipps helfen dabei, auf der nächsten Geschäftsreise den eigenen Kunststoffverbrauch zu verringern

1Nachfüllbare Wasserflaschen statt Einwegplastikflaschen

In großen Teilen Europas ist es kein Problem, aus dem Wasserhahn zu trinken. Auch Gallonenspender oder Trinkbrunnen bieten die Möglichkeit, sich „flaschenlos” zu versorgen. Die gratis in Hotelzimmern angebotenen Einwegplastikwasserflaschen sind unnötig – fast immer gibt es eine bessere Lösung. Wie zum Beispiel schon designte wiederauffüllbare Trinkflaschen oder Wasserbeutel, die Sie auch gut platzsparend im Gepäck verstauen können.

2Weg mit den Plastikhalmen!

2017 haben EU-Bürger 36,4 Milliarden Plastikstrohhalme verbraucht. Sie werden so gut wie nie recycelt und sind extrem schädlich für Meerestiere. Nichts leichter, als einfach den Kellner im Restaurant zu bitten, den Strohhalm wegzulassen – oder, wenn man unbedingt das Getränk aus einem Halm trinken möchte, einen Metalltrinkhalm zu benutzen.

3Vorbereitete Snacks mitnehmen

Wer seine Brotzeiten und Snacks selbst zubereitet und in wiederverwendbaren Behältern mitbringt, leistet einen prima Beitrag dazu, in Einwegplastik verpackte Kiosk- oder Takeaway-Mahlzeiten zu vermeiden. Auf Reisen wird man nicht immer ohne Fertigsnack-Käufe auskommen, doch wer sich ein wenig Mühe macht, kann damit nicht nur der Umwelt Gutes tun, sondern auch Geld sparen und sich gesünder ernähren.

4Einweg-Shampoo-Behälter meiden

Das ist nicht ganz einfach. Viele Reisende nutzen gerne den Pseudoluxus der winzigen Shampoo- und Körperlotion-Fläschchen, die Hotels zur Verfügung stellen und/oder nehmen die kleinen Einwegplastik-Shampoo-, Conditioner- und Körperlotion-Behälter gerne aus den Hotels mit als Souvenirs. Die gute Nachricht: Hotels steigen zunehmend um auf größere wiederauffüllbare Shampoo- und Seifenspender oder nachfüllbare Behälter aus Glas. Als Reisender bietet es sich natürlich an, sein Shampoo etc. in kleinen, wiederverwendbaren Behältern mitzunehmen – so haben Sie auch immer Ihr Lieblingsshampoo dabei.

5Baumwolltaschen statt Plastiktüten

Plastiktüten werden im Durchschnitt zwölf Minuten benutzt, bevor sie weggeworfen werden. Die Tüten brauchen dann aber bis zu 1.000 Jahre, um sich vollständig abzubauen. Viele Länder gehen mit Verboten gegen den Gebrauch von Tüten vor. Mitgebrachte Stofftaschen sind billig, passen in jeden Koffer und können hunderte Male wiederverwendet werden.

6Kaffeebecher müssen nicht Einweg sein

Der Papp- oder Plastikbecher für den To-Go-Kaffee ist komplett überflüssig. Einfach einen hübschen wiederverwendbaren Becher mitnehmen – und schon helfen Sie kräftig bei der Plastikmüllvermeidung. Wer dies nicht tun möchte, sollte zumindest auf den Plastikdeckel der To-Go-Kaffeebecher verzichten.

7Eigenes Besteck

Streetfood und Food to go gehören für viele auf Reisen zum Standard. Doch die Plastikbecher, -teller und -besteck landen meist nach einmaligem Gebrauch im Müll – oder der Natur. Viele Firmen bieten inzwischen Reisebestecksets aus Edelmetall oder Bambus an, mit denen es sich nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch stilvoller essen lässt.

8Steter Tropfen höhlt den Stein

Das beste Weg, um beim Einwegplastik zu vermeiden, ist es, das Thema anzusprechen. Wann immer man nein zu Plastiktüten, -deckeln, -halmen und -flaschen sagt, hinterlässt dies einen Eindruck. Wenn Hotels immer noch Einwegplastik einsetzen, hilft oft schon eine kleine Bemerkung, dass es auch andere Wege gibt. Schließlich gibt es so gut wie keinen Einsatzort, an dem Plastik unersetzbar ist: Ketchup-Spender statt Minibeutelchen, Wasserkaraffen in Konferenzzonen statt Plastikflaschen, Baumwoll- statt Plastiksäcke für die Wäsche. Als Gast haben Sie natürlich auch die Möglichkeit, Hotels für ihren Verzicht auf Plastik lobend zu erwähnen – bei Bewertungsportalen oder in Feedbackfragebögen. Es ist immer gut, in den Dialog zu treten und dem Hotelmanagement vor Augen zu führen, dass dieses Thema vielen Gästen ein echtes Anliegen ist.


Wie vermeiden Sie Plastikmüll unterwegs? Wir freuen uns auf Ihre Beiträge in den Kommentaren!

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33 Kommentare

  1. Danke für die Unterstützung zur Vermeidung von Verpackungsmüll.
    Was ich vermisse ist die Erwähnung des in Deutschland so ökologischen, hygienischen und wertigen GlasmehrwegsystemsRainer

  2. Ich bin komplett auf Seife umgestiegen (Duschgel und Shampoo)-keine Fläschchen und keine Verpackung. Da ich die Seife selber mache ist auch nix drin, was dem Wasser schadet weil alles schnell und zu 100% biologisch abgebaut wird-und hinsichtlich der Pflegewirkung und Verträglichkeit kommt da auch nix dran! Gibt allerdings am Flughafen regelmäßig Probleme, weil das wahrscheinlich bei der Gepäckkontrolle nach was anderem aussieht. Egal! Und Stoffbeutel für die Dreckwäsche sind eh besser, weil das Nassgeschwitzte darin trocknen kann ohne muffig zu werden. Kaffeeplörre aus beschichteten Pappbechern? Ist wie guter Wein aus dem Plastikbecher:geht gar nicht! Erinnert sich noch jemand an das Butterbrotpapier? Das hat schon damals beim Pausenbrot funktioniert-gibts heute immer noch, funktioniert und ist sinnvoller als Plastikfrischhaltebeutelchen-falls jemand tatsächlich sein eigenes Vesper einpackt. Karotten, Eier und Äpfel beispielsweise muss man gar nicht aufwändig verpacken-es müssen ja nicht immer Tomaten und Avocados dabei sein-ist ja „nur“ Vesper für unterwegs. Und ja: besser klein und bei sich selber anfangen wo es geht als einfach „immer weiter so“! Jedes bißchen zählt!

    • Ganz lieben Dank für das Feedback und die tollen Tipps. Das gute, alte Butterbrotpapier – das hilft nicht nur Plastik, zu vermeiden, es werden auch noch Erinnerungen aus der Kindheit wach 🙂

  3. Lieber Herr Höhmann,
    wir geben Ihnen vollkommen recht, wenn Sie schreiben:
    „Nachhaltige und faire Produkte kaufen, öfter nutzen, weniger wegwerfen.
    Einfach.Jetzt.Machen“

    In diesem Sinne haben wir uns bereits im Jahr 2010 dazu entschlossen, aus ausgedienten Flugzeug-Rettungswesten innovative und funktionelle Taschen, Rucksäcke und Accessoires zu produzieren. Seitdem wurden bereits über 100 Tonnen Rettungswesten vor der Entsorgung gerettet.

    Schöne Grüße,
    Ihr Team von Bag to Life
    https://www.bag-to-life.com/

  4. Ihre 8 guten Ideen sind für mich nichts Neues!!!!
    Ich kaufe schon lange diesen Streetfood nicht, auch die ToGo-Artikel nicht. Und zwar weil es mir auch viel zu teuer ist, abgesehen von der Qualität und natürlich wegen der Umwelt. Leider ist dieses ganze ToGo in den letzten 20 Jahren so viel geworden – ich bin immer wieder verwundert darüber. Bis zu den 90er Jahren gab es diesen Quatsch nicht.
    Ich rate Ihnen, Ihre guten Ideen den Herstellern zu sagen, damit die Hersteller erst gar nicht den Plastikmüll produzieren, z.b. McDonalds, Starbucks usw.
    Eigentlich sollte jedermann auf diese Produkte ab sofort verzichten. Allerdings tun das die wenigsten, sie zeigen lediglich mit den Fingern auf andere und erwarten von denen Umweltschutz. Nur selber tun sie nichts – das sehe ich täglich in Hamburg.

    • Liebe Frau Ott, natürlich ist es für viele Menschen nichts Neues, wie wir aber schon geschrieben haben, lohnt es sich, dieses Thema immer wieder anzusprechen, um die Leute zu sensibilisieren und ihre Art des Reisens kritisch zu hinterfragen. Wir wollen nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, sondern einfach nur versuchen, das Thema Klimaschutz auch beim Reisen zu beachten. Herzliche Grüße und vielen Dank für Ihr Feedback, Daniel

  5. Ich bin in der von Erdölknappheit geprägten DDR aufgewachsen.

    Das Glas (Pfand und Einweg) aus Ostsee-Sand überwog gegenüber der Plastik aus sowjetischem teuerem Erdöl.

    Die Schuhcreme war in Metalltuben oder -dosen, genauso wie Zahncreme.
    Wir nahmen die Seife in die Hand statt „Wegwerf“-Plastikseifenspender zu bedienen.
    Die Hände trockneten wir uns mit waschbaren Textilhandtüchern.
    Plastikmüllsäcke kannten wir nicht: Unsere Aschetonnen waren aus verzinktem Stahl.
    Haarshampoo war grundsätzlich in Plastikflaschen.
    Duschgel kannten wir nicht.
    Das Sauerkraut erhielten wir Papiertüten.
    Das Waschmittel war in Pappkartons.
    Tetrapacks kannten wir nicht.

    Die DDR betrieb ein aufwändiges Glas- und Papier-Rückgewinnungssystem (SERO). Auf manchem Toilettenpapier konnten Sie ernsthaft Wörter aus älteren Zeitungen erkennen.

    Wir aßen grundsätzlich ob zu Hause, im Flugzeug, im Zug, am Arbeitsplatz, in der Schule oder im Hotel preußisch-sächsisch kultiviert zu streng fest gelegten Mahlzeiten von PORZELLAN-GESCHIRR und mit ALUMINIUM-, seltener mit STAHLBESTECK, obwohl es keine Geschirrspülmaschinen mit in Plastik verpackten Tabs gab.

    Die übersichtlichen -vorallem heimischen Nahrungsmittel – würden heute alle mit Super-Bio-Plus ausgezeichnet.

    Mein sehr gutes DDR-Abitur wurde von der BR Deutschland anerkannt, d.h. ich musste gelebt haben und konnte mir sogar den Luxus fleißig zu Lernen leisten….

    • Wie heißt es so schön: Früher war alles besser. Vielen Dank für diese Einblicke – das werden sich die jüngeren Generationen gar nicht mehr vorstellen können…