Liebe auf Distanz: Die wichtigsten Tipps für die Fernbeziehung

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Paar Fernbeziehung

Liebe hört nicht auf die Gesetze von Raum und Zeit. Und das ist gut so. Allerdings bringen Beziehungen auf Distanz gegenüber „herkömmlichen“ Partnerschaften besondere Herausforderungen mit sich, die ein Fernbeziehungs-Paar gemeinsam meistern muss. Silke Maschinger ist diplomierte Sozialwissenschaftlerin und Coach für Paarberatung und erklärt, wie Paare mit den Problemen umgehen können, welche die Liebe auf Distanz mitbringt.

Silke Maschinger
Silke Maschinger

Die Gründe für Fernbeziehungen sind so unterschiedlich wie die Menschen: Manchen lockt trotz Partnerin ein lukratives Jobangebot nach Dubai, andere verlieben sich Hals über Kopf übers Internet und pendeln zwischen Elbe und Isar, um die Zweisamkeit so intensiv wie möglich auszukosten. 

Gemeinsam haben alle Fernbeziehungen jedoch eines: Beide Protagonisten müssen einige Herausforderungen für ein glückliches Beziehungsleben meistern. Welche das sind und wie man mit ihnen umgeht, verrät uns Silke Maschinger, die als Coach für Paarberatung zum Thema Konflikte in einer Partnerschaft über weitreichende Erfahrungen verfügt.

Die Wochenendbeziehung als Herausforderung

Fernbeziehungen erscheinen uns komplizierter als Partnerschaften, die sich am gleichen Ort entfalten – allein schon, weil das Wort „Ferne“ in einer Beziehung ja eigentlich nichts zu suchen haben sollte. Durch ihre Arbeit als Paartherapeutin weiß Silke Maschinger: „Das Schwierigste an einer solchen Beziehung ist die Tatsache, dass man nicht so spontan sein kann. Meist müssen die Besuche beim anderen geplant werden. Und man sieht sich Tage oder Wochen gar nicht und dann wieder einige Tage komplett ohne eigenen Rückzugsraum.“ Der Besuch des Partners nimmt natürlich und mit Recht die gesamte Aufmerksamkeit ein. Spontane, dichter gestreute Dates sind hingegen nicht möglich. Eine zweite Problematik besteht darin, dass körperliche Nähe in Phasen, in denen man sich nicht sehen kann, nicht möglich ist.

Distanz und ihre Vorteile

Ist eine Fernbeziehung angesichts dieser Herausforderungen also von vornherein ein Stück trocken Brot? Gewiss nicht. Genau in den Ihren Eigenheiten finden sich sogar unschlagbare Vorteile der Liebe auf Distanz, um die Sie andere Paare durchaus beneiden werden. Beispielsweise können sich beide Partner in der Zeit ohne den Anderen vollständig auf Arbeit, Freundschaften oder andere Projekte konzentrieren. Es gibt ausreichend Raum für die persönliche Entwicklung. Ohne diese werden andere Beziehungen oft zum Kreisverkehr. In einer Fernbeziehung kommt der Zeit mit dem Partner automatisch größere Aufmerksamkeit zu, gerade weil sie geplant werden muss. Nutzen Sie diese Voraussetzung und gestalten Sie Ihre Zeit nach gemeinsamen Wünschen oder überraschen Sie sich gegenseitig. Auf diese Weise können Sie die ermattenden Routinen spielerisch vermeiden, denen andere Beziehungen häufig zum Opfer fallen.

Umgang mit Konflikten

Wenn sich Paare nur an den Wochenenden sehen, laufen sie Gefahr sich bei Konflikten zurückzuhalten. Das liegt daran, dass man sich die wenige Zeit, die man miteinander verbringt, nicht vermissen möchte. Dadurch kann es passieren, dass wichtige Themen verschleppt werden. Partner können sich dann mittelfristig voneinander entfernen und die Verbindung zueinander verlieren. Maschinger empfiehlt daher, kleinere Probleme direkt anzusprechen, wenn sie aktuell sind. Auf größere Themen sollten Sie am besten in der Mitte der Zeit, in der Sie sich sehen, eingehen. So können Sie bei einem Treffen nach einer Distanzphase zunächst eine Verbindung aufbauen. Im Anschluss sollten beide das Gespräch wirken lassen und es gegebenenfalls später noch einmal aufnehmen. Zudem empfiehlt unsere Expertin: „Streiten Sie sich möglichst nicht kurz bevor Sie sich wieder trennen. Aufgrund der eingeschränkten Wahrnehmungsmöglichkeiten am Telefon sind Konflikte schwieriger zu lösen.“

Große Gefühle: Sehnsucht, Eifersucht & Co.

Frau mit Laptop

Sehnsucht ist im Grunde ein gutes Zeichen. Was tut man jedoch, wenn das Vermissen überhandnimmt? Maschinger rät in solchen Fällen dazu, sich mit Freunden zu treffen, oder sich Dingen zu widmen, die Ihnen Freude bereiten. Ein kleines Gespräch mit dem Herzensmenschen per Skype kann natürlich auch helfen. Auch kleine Geschenke mit einer persönlichen Bedeutung sind ein Trost in solchen Momenten. Was aber tun, wenn die Stimmung kippt und sich die Sehn- in Eifersucht verwandelt? Wie können Sie trotz der Distanz auf die Treue Ihres Partners vertrauen? Besonders in diesem Punkt können Fernbeziehungen eine Herausforderung für manche Menschen sein. „Vertrauen ist eine Mischung aus Erfahrung und persönlicher Einstellung, die sich im Laufe einer Beziehung entwickelt,“ so Maschinger. „Jeder Mensch hat unterschiedliche Vorstellungen und Bedürfnisse, die er in einer Beziehung befriedigen möchte. Und für manche ist so eine Fernbeziehung schlichtweg zu unsicher. Dann ist es durchaus in Ordnung von einer solchen Abstand zu nehmen.“

Romantik und Rituale auf Distanz

Wie in anderen Beziehungen entwickeln Sie auch in einer Fernbeziehungen mit dem Partner eine gemeinsame „Sprache“ und Rituale, bei denen Sie ein Gefühl von Vertrautheit spüren. „Für manche ist es wichtig, sich am ersten Abend gemütlich zusammenzusetzen und sich all das zu erzählen, was passiert ist. Oder sie gestalten sich einen gemütlichen Abend, um sich vom Anfahrtsstress zu entspannen.“ Auch wenn man sich nicht sehen kann, gibt es inzwischen viele Möglichkeiten, sich durch kleine Gesten und Traditionen eine Vertrautheit zu vermitteln. Zum Beispiel durch ein Telefonat am Abend oder Kommentare zum Alltag per Whatsapp. Zusätzliche Romantik können Sie durch Briefe und Blumensendungen schaffen – am allerbesten natürlich nicht digital. Gerade physische Geschenke sind in Distanzphasen eine wichtige Quelle von Nähe. Finden Sie heraus, was Ihnen zu zweit am leichtesten fällt und am meisten Spaß macht.

Sind Sie der Typ für eine Fernbeziehung?

Allgemein hat unsere Expertin die Erfahrung gemacht, dass Fernbeziehungen am besten für Menschen funktionieren, die wenig eifersüchtig sind und ihre Zeit gut allein gestalten können. Wenn Sie gern Zeit allein verbringen, aber auch die intensive Zeit mit dem Partner nicht als Einengung empfinden, können Sie mit Fernbeziehungen sehr glücklich werden. Eine Höchstlaufzeit für die Liebe auf Distanz anzusetzen, hält Maschinger für wenig sinnvoll. „Wenn Sie jedoch in naher Zukunft eine Familiengründung anstreben, ist eine Fernbeziehung weniger gut geeignet. Das ist schon eine große Herausforderung, wenn man zusammenwohnt.“

Was haben Sie für Erfahrungen mit Der Liebe auf Distanz gemacht?

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3 Kommentare

  1. Besonders in puncto Romantik muss ich euch aus Erfahrung Recht geben. Aber auch über Gefühle offen zu sprechen, ist gerade in der Fernbeziehung sehr sehr wichtig! Ich habe eine 4 jährige Fernbeziehung hinter mir und wir haben es erfolgreich geschafft – wir leben jetzt glücklich zusammen. Wir wollen unsere Erfahrungen teilen und haben dafür den Blog liebestal.de erstellt.

  2. Das ist mal ein sehr interessanter Beitrag zum Thema Fernbeziehungen, und, ja, dazu kann ich etwas beisteuern, denn ich hatte zwei davon. Fernbeziehungen sucht man sich nicht aus. Sie werden einem vom Schicksal „zugeteilt“. OK, man kann sie als Danaergeschenk ansehen und dieses ausschlagen. Aber wenn die Faszination groß genug ist, hat man diese Wahl nicht. Dann muss man das Geschenk annehmen.

    Fall 1: Ich traf eine Frau bei einem Seminar auf Lanzarote. Es machte tsching! Le coup de foudre. Und dann stellte sich heraus, dass sie an der Schweizer Grenze lebte und ich in Bremen. Das macht rund siebenhundert Kilometer. Hätten wir „Ach. Nein danke, lieber nicht.“ sagen sollen?
    Damals waren Flüge noch nicht so preiswert zu haben wie heute, und tausend DM waren viel Geld für ein Wochenende. Aber es gab schon den ICE. Vom Bremen nach Basel sieben Stunden. Das ist eine lange Zeit, wenn man am Wochenende hin und zurück will beziehungsweise muss. Wir sahen uns alle zwei Wochen, einmal kam sie, einmal fuhr ich. Es war eine Zeit heftiger Emotionen, die durch die kurzen Zeiten des Zusammenseins hochgepusht wurden.
    Und dass die Beziehung nach zweieinhalb Jahren zuende ging, lag nicht einmal an der Ferne. Ich möchte auch heute aus der Distanz diese intensive Zeit nicht missen.

    Fall 2: Wieder bei einem Seminar, diesmal in Portugal. Aber die Entfernung betrug läppische zweihundert Kilometer. Diese Fernbeziehung dauerte fünf Jahre. Dann wurde daraus eine Fernehe. Und auch die war tragfähig. Nach drei Jahren Wochenendehe konnten wir endlich zusammenziehen. Ende gut alles gut. Oder?

    Trotz alledem muss gesagt werden, dass Fernbeziehungen nichts für bequeme Sofaflieger sind. Da heißt es mobil sein, spontan, belastungsfähig, und – das darf nicht verschwiegen werden – so ganz arm darf man auch nicht sein. Und die Liebe muss groß genug sein. Dann geht alles.

    • Hallo Till, danke für die spannenden Insights aus erster Hand! Fernbeziehungen sind sicherlich eine Herausforderungen, aber welche Beziehung ist das nicht?! 😉 Wenn man will, dann kann das, wie in deinem Fall, sehr gut funktionieren. LG, Juliane