Liebeserklärung an Perus Hauptstadt

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Lima ist nicht nur eine Reise, sondern auch eine Liebeserklärung wert. Aber vielleicht erschließt sich der Reiz dieser riesigen Stadt am Pazifik auch erst, wenn man einige Jahre dort gelebt hat und all seine Facetten kennengelernt hat. Seine unzähligen Parks, Strände, Restaurants und Bars, Stadtteile mit Flair, Geschichte und liebenswerten Menschen.

So ist Lima für viele Europäer wohl eher ein notwendiges Übel, als ein attraktives Reiseziel. Selbst einige Reiseführer lassen wenig Gutes an der peruanischen Küstenmetropole und Hauptstadt des südamerikanischen Reiselandes Peru. Doch sobald sich der Reisende ernsthaft auf die quirlige und abwechslungsreiche Metropole einlässt, ändert sich das Bild rasch.

In der Tat sind die Vorurteile und Klischees, mit welchen man zuweilen Lima überhäuft, wenig schmeichelhaft. Monströs sei sie, graue Tristesse und keine Reise wert. Doch die Wirklichkeit sieht anders aus. Wer offen genug ist und den Flair der großen südamerikanischen Metropolen zu schätzen weis, wird in Lima eine ebenso geschichtsträchtige, facettenreiche wie liebenswerte Hauptstadt kennenlernen.

Lima ist mit rund 7,6 Millionen Einwohner die größte Stadt Perus und neben Kairo die zweitgrößte Wüstenhauptstadt der Welt. Mit einer Fläche von 2.672 Quadratkilometern und einer Nord-Süd-Ausdehnung von etwa 60 Kilometer ist Lima etwas größer als Luxemburg. Platz genug für zahlreiche Plätze und Parks, malerische Häuserzeilen aus der Kolonialzeit, ruhige Fleckchen, Sport- und Freizeitmöglichkeiten, Geschichte und Geschichten.

Reisende, die nur einen flüchtigen Blick für die Stadt – zwischen Flughafen und dem Stadtteil Miraflores – übrig haben, werden so niemals den Reiz Limas erfahren können. Wer Lima nur als Stopp auf dem Weg nach Cusco und Machu Picchu begreift, verpasst Sehenswürdigkeiten wie den Stadtteil Barranco, dem ehemaligen Badeort und Bohème-Viertel mit seinen geschichtsträchtigen Lokalen und Villen, Parks und der ebenso berühmten wie romanischen Puente de los Suspiros.

Neben den touristischen Highlights wie dem Malecón zwischen den Stadtteilen Barranco und Miraflores, dem Parque del Amor (Park der Liebe) mit dem herrlichen Ausblick auf die Costa Verde, dem modernen Vergnügungs- und Einkaufszentrum LarcoMar, den Top-Restaurants Rosa Nautica, Salto del Fraile und dem Restaurant Costa Verde, dem historischen Zentrum Limas und den uralten Ruinen von Pachacamac, bietet Lima weitere attraktive Stadtteile und Sehenswürdigkeiten an.

Reiseführer verschweigen oftmals die Vielzahl wunderschöner, großer Parks und Freizeitanlagen. Der Parque de la Reserva, Parque de la Exposición, el Campo de Marte und der Parque Universitario gehören dabei zu den bekanntesten und größten Parks der Stadt. Wer die atemberaubenden Wasserspiele im Parque de la Reserva, den Circuito Mágico del Agua, nicht gesehen hat, hat ein wirklich beeindruckendes, magisches Spiel aus Licht, Formen und Farben verpasst.

Die meisten Touristen erhaschen auf dem Zwischenstopp in Lima nur einen flüchtigen Blick auf den Flughafen und dem europäisch geprägten Stadtteil Miraflores. Dabei sind Stadtteile wie Santiago de Surco, Magdalena del Mar, San Miguel oder Pueblo Libre ebenfalls lohnende Ausflugsziele und vermitteln interessante Aspekte des ursprünglichen Limas. Wer sich etwas Zeit nimmt, findet schöne Strände zum Entspannen in Ancón, Seelöwen bei einem Ausflug zu den nahegelegenen Islas Palominos, viel Natur und Erholung in Cieneguilla oder aber auch mehr als 24.000 Textilunternehmen im Textilzentrum Gamarra, welches heutzutage schnell und bequem mit der S-Bahn, der 2012 fertiggestellten Tren Eléctrico, erreichbar ist.

Lima, das pulsierende Wirtschafts- und Kulturzentrum Perus, hat in den letzten Jahren ein deutlicher Wandel vollzogen. Heute wirkt Lima zugegebenermaßen aufgeräumter und weniger chaotisch wie einst. Selbst ehemalige Marginalsiedlungen aus den 70er sind heute offizielle Bezirke und verfügen über durchaus reizvolle Bereiche wie Parks, Einkaufszentren und Grünflächen.

Doch man muss sich eben auch die notwendige Zeit nehmen, um die vielen schönen Plätzchen und Winkel dieser in der Tat riesigen Stadt zu entdecken. Vom zähen Küstennebel in den Wintermonaten sollte man sich nicht abschrecken lassen. Ist es im Freien mal nicht wie gewünscht, laden zahlreiche Galerien und Ausstellungen dazu ein, auch mal die moderne Gegenwartskunst kennenzulernen. Darüber hinaus findet man in Lima die besten Restaurants Perus. Hier wird ohne Zweifel die beste Küche Südamerikas angeboten; eine genussvolle Verbindung unterschiedlichster Einflüsse aus Südamerika, Asien, Afrika und Europa bereiten ein kulinarisches Fest der Sinne.

Was für die peruanische Küche gilt, gilt wohl auch für Hauptstadt des Landes. Wenn man sich darauf einlässt, wird man eine unglaublich facettenreiche Metropole kennenlernen, voller Vielfalt, Widersprüche, unterschiedlichen Kulturen, Denk- und Lebensweisen. Aber vielleicht kann man diese Stadt auch nur dann wirklich lieben, wenn man sich ein Stückweg anpasst, sie akzeptiert, sich von ihrem Rhythmus tragen lässt, statt gegen ihn anzukämpfen, ihren Puls zu eigen macht, statt ihn zu hinterfragen und europäische Maßstäbe anlegt. Vielleicht kann man Lima nur dann wirklich lieben, wenn man offen genug ist für etwas neues, jenseits überholter Bilder und Vorstellungen, etwas das sich nicht in vorgefertigte Kategorien zwängen lässt. Lima ist kein üppiger, tropischer Cocktail, der mit optischen Reizen wuchert und schnellen Genuss verspricht. Lima ist mehr wie ein „Suspiro Limeño“ – eine süße Köstlichkeit die auf optische Ablenkungsmanöver verzichtet und an dessen Ende nicht nur ein flüchtiger Genuss steht.

Über den Autor: Der Autor Marco Rodriguez Bollenbach lebt als freier Reisejournalist in Peru und schreibt u.a. für das Südamerika Reiseportal Mein Südamerika.

Fotos:

Kathedrale Lima ©magicmonkey/flickr.com

El Parque del Amor ©HBarrison/flickr.com

 

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