Sind Koncept Hotels das Konzept der Zukunft? Neben alternativen Transportmitteln achten immer mehr Reisende auch auf den ökologischen Fußabdruck ihrer Unterkunft. Doch viele sehen touristische Übernachtungen und Nachhaltigkeit als Widerspruch. Dass das nicht der Fall sein muss, erklärt uns Martin Stockburger. Der Gründer und Geschäftsführer von Koncept Hotels beantwortet Fragen rund um dieses spannende Thema.

Martin Stockburger, Gründer & Geschäftsführer Koncept Hotels @KonceptHotels

Was ist Ihre Definition von Nachhaltigkeit?

Für mich bedeutet Nachhaltigkeit vor allem Achtsamkeit. Dass man achtsam in allen Lebensbereichen ist. Muss ich, wenn ich in Frankfurt wohne und ein Meeting in München habe, wirklich mit dem Flugzeug fliegen? Achtsamkeit hört aber nicht beim Ökologischen auf, sie kann und sollte auf alle Lebensbereiche übertragen werden wie zum Beispiel unser faires Miteinander.

Reisen und Nachhaltigkeit – passt das überhaupt zusammen?

Natürlich schonen der Tourismus und Geschäftsreisen nicht gerade die Natur, darüber müssen wir uns keine Illusionen machen. Gleichzeitig ist der Wunsch zu reisen menschlich. Wir möchten entdecken, begegnen und von A nach B gelangen, das ist in unserer DNA. Wichtig ist, dass jeder für sich selbst ein Bewusstsein dafür schafft, wie man reist – das heißt, wie oft, wohin, mit welchen Mitteln und natürlich auch in welcher Unterkunft.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für Koncept Hotels?

Wir haben unsere Marke mit drei Kernworten überschrieben: fair, lokal, digital. Das „Digital“ entspricht dem Lifestyle unserer Zeit. Das „Lokal“ und „Fair“ umschreibt die Nachhaltigkeit. Uns ist es wichtig, dass wir in unserem unmittelbaren Umfeld etwas beitragen. Nachhaltigkeit verstehen wir seit dem ersten Tag der Gründung ganzheitlich, und richten das nach den 17. Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen aus. Und das sind nicht ausschließlich ökologische Richtlinien. Das sind Ziele, die von der UN erarbeitet wurde für die verschiedensten Lebensbereiche, angefangen von der Gleichstellung von Mann und Frau bis hin zur Ökologie.

Koncept Hotel International in Köln @KonceptHotels

Stellen wir uns vor, ich bin Gast in einem Koncept Hotel. Wie erkenne oder erfahre ich mehr über die Nachhaltigkeit der Hotels?

Wichtig für uns, dass sich Nachhaltigkeit bei uns nicht „öko“ anfühlt, sondern eher subtil ist. Wer bei uns ins Zimmer kommt und das Licht anschaltet, wird nicht direkt sehen, dass es Ökostrom ist. Und das ist genau die Idee. Die Möbel sehen stylisch aus und könnten in jedem anderen Designhotel stehen, sind aber ausschließlich von Unternehmen, die wir auf Nachhaltigkeit geprüft haben oder von lokalen Handwerkern hergestellt wurden. Selbst die Bettwäsche wurde schonend produziert oder hat technische Ausstattungsmerkmale, die besonders energiesparend sind. So agieren wir, Gäste sehen im ersten Moment eigentlich gar nicht, dass das besonders nachhaltige Hotels sind. Das erklären wir dann, wenn die Gäste vor der Buchung oder vor Ort in Form unseres Nachhaltigkeitsberichts. Für uns ist Nachhaltigkeit nicht einfach ein Megatrend, wir möchten Impulsgeber sein, bei uns ist alles nachvollziehbar und nachlesbar – Transparenz wird also groß geschrieben.

Wie sehen Sie den Trend Nachhaltigkeit im Tourismus? Authentisch oder eben doch nur Trend?

Das muss ich aus zwei Perspektiven beantworten: als Branchenkollege und als Verbraucher. Ich finde es gut, dass das Thema in der Breite angekommen ist und dass sich große Unternehmen von der Airline bis zur globalen Hotelkette damit beschäftigen. Andererseits ärgert es mich, wenn man in einem der besagten Hotels übernachtet und auf den kleinen Shampoo-Fläschchen öko drauf steht, aber bei genauerem Hinschauen alles andere als öko drin ist (da wird dann Bio-Zitronen-Aroma in ein Duschgel aus Erdöl-Derivaten gegeben und dann in kleine Einzelverpackungen aus Plastik gefüllt…). Trotzdem ist die Entwicklung richtig und positiv: es zählen schon jetzt auch im Tourismus andere Dinge als noch vor zehn Jahren. Es geht nicht mehr nur darum, wer den größten Pool hat oder den besten Architekten, heute gibt es auch andere Themen.

Koncept Hotel International in Köln @KonceptHotels

Wie sieht das bei Geschäftsreisen aus?

Hier sehe ich eine große Verantwortung der Unternehmen. Sie müssen für ihre Mitarbeiter definieren: „Wie sollen unsere Mitarbeiter in Zukunft unterwegs sein?“. Gibt es eventuell Richtlinien, die überarbeitet werden müssen? Wie wollen wir unseren Beitrag leisten, achtsamer mit der Welt umzugehen?

Zum Abschluss konnten wir uns eine Frage nicht verkneifen: was steckt hinter den außergewöhnlichen Namen Ihrer Hotels wie dem Zum Kostbaren Blut in Köln?

Wer zum Beispiel auf die HRS Webseite geht, der achtet vor allem auf drei Dinge: das Foto, den Preis und wie das Hotel heißt. Ganz offen gesprochen ging es also um Aufmerksamkeit. Andererseits beginnen die Namen die Geschichte der Hotels zu erzählen. Zum Kostbaren Blut war der Name des Ordens in Köln, der vorher Eigentümer des Gebäudes war, in dem heute unser Hotel untergebracht ist. Einen besonderen Hintergrund hat auch das Liebelei, aber dazu mehr vor Ort in Wien! Oft soll es auch einfach nur Spaß machen?

Möchten Sie in Zukunft auch bewusster reisen? Hinterlassen Sie uns einen Kommentar

 

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2 Kommentare

  1. Ja, auch ich bemühe mich, den ökologischen Fußabdruck beim Reisen klein zu halten. Von der Wahl des Transportmittels und der Unterkunft, der Kombination von geografisch nahe liegenden Besuchen innerhalb einer Reise bis hin zur Verpflegung vor Ort gibt es diverse Möglichkeiten, diesem Ziel näher zu kommen. Ich freue mich daher, auch hier Tipps und Inspiration zu nachhaltigem Reisen zu finden.

    • Hallo M. Ono, das freut uns sehr, dass Sie bereits versuchen, den ökologischen Fußabdruck beim Reisen gering zu halten und umso mehr, wenn wir Sie mit unseren Tipps inspirieren und noch weiter dazu motivieren können. Mit vielen Grüßen