Wem in Genf und Lausanne zu viel Trubel ist, der sollte nach Neuchâtel reisen. Die Stadt liegt etwas weiter nördlich und hat ebenfalls einen See und Berge zu bieten – nur geht es hier insgesamt ruhiger zu. Rund um Schloss und Stiftskirche drängen sich enge Gassen mit hübschen historischen Gebäuden und den typischen, bunt bemalten Fensterläden. Kleine Geschäfte bieten Antiquitäten oder bunte Stoffe aus der Provence und so manche Chocolaterie lockt mit frischen Pralinen. Kaum zu glauben, dass dieses malerische Städtchen eine so bewegte Vergangenheit hat. Hier regierten Burgunder, Franzosen und selbst Preußen bevor die Schweizer die Stadt im März 1848 zu einer Republik mit eigenem Kanton machten. Geblieben ist aus dieser Zeit viel Geschichte und eine kulturelle Offenheit, die ihresgleichen sucht.
Lage: Im malerischen Drei-Seen-Land
Neuchâtel, zu Deutsch Neuenburg, liegt im Drei-Seen-Land, das die Region rund um den Neuenburger-, Bieler- und Murtensee umfasst. Nördlich der Stadt bestimmen die Berge des Höhenzugs Jura das Landschaftsbild, während sich südlich der Neuenburger See erstreckt. Lausanne am Genfer See befindet sich etwa 70 Kilometer südlich der Stadt und ist bequem in einer Autostunde erreichbar. Auch die Landeshauptstadt Bern ist nur eine Autostunde entfernt.
Kultur: Auf den Spuren von Friedrich Dürrenmatt
Den besten Einstieg in eine Stadterkundung bietet ein Ausflug zur Stiftskirche und dem angrenzenden Schloss. Beide thronen auf einem Hügel mitten im historischen Zentrum. Die Kirche ist ein relativ schlichtes gotisches Gebäude, bezaubert aber im Innern mit einem wunderschön bemalten Kreuzrippengewölbe, das an einen Sternenhimmel erinnert. Lohnenswert ist auch eine Führung durch das Schloss, das seit dem 19. Jahrhundert von der Regierung genutzt wird. Zurück in der Altstadt sollten Sie einen Abstecher zum Kunsthistorischen Museum machen. Allein die historischen Uhren und die Jaquet-Droz-Automaten sind schon etwas Besonderes. Literaturinteressierte zieht es hingegen sicherlich zum Centre Dürrenmatt. Das imposante Gebäude des schweizerischen Architekten Mario Botta liegt etwas versteckt mitten im Wald am nördlichen Stadtrand. Es beherbergt eine umfangreiche Ausstellung zum Schweizer Schriftsteller, Dramatiker und Künstler Friedrich Dürrenmatt, der einen Großteil seines Lebens in Neuchâtel verbrachte. Neben Originalmanuskripten, Briefen und interessanten Interviews können hier auch die Bilder und Karikaturen des Künstlers bewundert werden.
Freizeitaktivitäten: Nach einer Bergtour zum Badestrand im Stadtpark
Im Sommer gibt es sicher keinen Tag, an dem man nicht in den klaren Neuenburgersee springen möchte. Gelegenheiten dazu gibt es viele: Entweder im Stadtpark beim Hafen oder während einer Radtour in die Nachbarorte Saint Sulpice oder Saint Prex. Wer sich vorher lieber noch ein wenig anstrengt, wandert auf die Berge der Umgebung, zum Beispiel auf den Hausberg Mont Racine, der mit fast 1500 Höhenmetern durchaus ernstzunehmend ist. Mindestens genauso schön ist eine Radtour durch die Weinberge oberhalb der Stadt oder eine Fahrt mit dem Ausflugsschiff an das andere Seeufer nach Cudrefin oder Estavayer-le-Lac. In den Wintermonaten sind auf den Jura-Höhen viele Skilanglaufloipen gespurt. Abfahrtskifahrer erreichen in 40 Autominuten die Skigebiete La Robella und Bugnenets – Savagnières.